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Otto Piene

geboren 1928 in Bad Laasphe/Westfalen
gestorben 2014 in Berlin
Kunststudium in München und Düsseldorf
1957 Gründung der Gruppe ZERO mit Heinz Mack und (ab 1961) Günther Uecker
1968 – 1971 Resident Fellow am Center for Advanced Studies (CAVS) am MIT in Boston
1972 Visiting Professor für Environmental Art am MIT in Cambridge, Massachusetts
1974 – 1994 Direktor des CAVS
nationale und internationale Auszeichnungen
lebte und arbeitete in Groton, Massachusetts, und in Düsseldorf


Ausstellungen im Kunstmuseum

Lichtkunst und Sky Art
Otto Piene lässt Lichter tanzen und Blumen in den Himmel steigen. Als Künstler mit visionärer Kraft und großem Durchhaltevermögen widmet er sich seit Ende der 50er Jahre der Umsetzung von hochfliegenden Ideen. „Mein höherer Traum betrifft die Projektion des Lichts in den großen Nachthimmel, das Ertasten des Universums, so wie es sich dem Licht bietet, unberührt, ohne Hindernisse – der Luftraum ist der einzige, der dem Menschen fast unbegrenzte Freiheit bietet.“ Mit diesen Worten beschrieb Piene 1961 seine künstlerischen Pläne. Zu dieser Zeit musste die Realisierung seiner Utopie einstweilen noch auf symbolischer Ebene erfolgen. Die künstlerischen Instrumente, die er zur Herstellung seiner Gemälde und Leuchtobjekte einsetzte, waren Licht und Feuer, Farbe und Raster.

Von Anfang an dachte und arbeitete Piene aber bereits in außergewöhnlichen Dimensionen: 1959 ließ er im Rahmen eines poetischen Happenings in der Düsseldorfer Galerie Schmela erstmals Lichtpunkte über Wände, Decke und Boden „tanzen“ und holte so quasi den Sternenhimmel in den Kunstraum. Inspiriert durch Jean Tinguelys motorisierte Skulpturen entwickelte er dieses „handbetriebene“ Lichtballett weiter zu seinen Lichträumen, in denen von unsichtbaren Motoren bewegte Lichtquellen und Leuchtobjekte den verdunkelten Raum erhellen, mit rhythmischen Schwingungen füllen und dadurch zauberhaft verwandeln. Die im Jahr 2001 geschaffene Celler Fassung ist einer von insgesamt nur drei fest installierten Lichträumen in deutschen Museen.

Von hier aus war es nur noch ein kleiner gedanklicher Schritt zu Pienes Sky Art. Die praktischen Voraussetzungen einer solchen „Kunst für den Luftraum“ allerdings waren immens. Denn, was der Künstler im Sinn hatte, war nichts weniger als „die allseitige Expansion, das Katapultieren des Schauenden in den Raum, wo freier Atem ist.“ Erst der Wechsel von Düsseldorf ins amerikanische Cambridge, wo er am künstlerischen Forschungszentrum CAVS (Center for Advanced Visual) zunächst als Fellow, später lange Jahre als Direktor tätig war, versetzte Piene in die Lage, buchstäblich in den Himmel zu malen. Angesiedelt in einer der bekanntesten Technischen Universitäten der westlichen Welt, dem Massachusetts Institute of Technology, war (und ist) das CAVS ein Brutkasten für die Verschmelzung künstlerischer und technischer Innovationen. In der engen Zusammenarbeit mit führenden Wissenschaftlern der verschiedensten naturwissenschaftlichen Disziplinen rückten Pienes künstlerische Visionen in den Bereich der Realisierbarkeit: Das „Malmaterial“ für seine Sky Art entwickelte er unter anderem aus langgestreckten, helium- oder heißluftgefüllten Ballons, wie sie Meteorologen zur Durchführung von Messungen in hohen Schichten der Erdatmosphäre einsetzen.
Mit diesen meterlangen „Würsten“ aus hauchzarter transparenter oder farbiger Kunststofffolie zeichnet Piene gigantische Bögen und Linien an den Himmel. Er ließ damit auch schon die Cellistin Charlotte Moorman musizierend in luftige Höhen steigen. Oder exotische Blüten und Sterne aus leichter Ballonseide wie vor einigen Jahren vor dem Celler Residenzschloss.

Das anmutige Spiel mit Licht, Luft und Farben hat für ihn durchaus einen ernsten Hintergrund. Piene, der als junger Flakhelfer erlebte, wie der Zweite Weltkrieg „den Himmel mit farbigen Zeichen und künstlichen und provozierten Feuersbrünsten“ erleuchtete, will mit Licht und Farbe ein Zeichen für Frieden und Freiheit setzen. 1969 forderte er in seinem Sky Art-Manifest: „Der Künstler muß seine gesellschaftlichen Möglichkeiten, seine soziale Verantwortung erkennen, muß seine Blumen mitten in den Himmel setzen, muß sein Bild reiner Kunst weithin sichtbar machen, mit immer mehr Menschen kommunizieren, den Elfenbeinturm verlassen, vernehmlich werden, muß seine künstlerische Botschaft für jedermann sichtbar machen.“