Schüler und ihr Lehrer
Ben Willikens und seine Meisterschüler mit Schau in Celle
Cellesche Zeitung, 16.06.2009 - von Hartmut Jakubowsky
Eine Ausstellung zum 70. Geburtstag für einen Künstler: In „Kühle Analysen – Ben Willkens trifft Meisterschüler“ sind seine Werke und neben denen seiner Schüler zu sehen. Die haben sich längst zu eigenständigen Künstlern entwickelt.
CELLE. Robert Simon, Galerist und Stifter der Kunstsammlung im Celler Kunstmuseum, ist offensichtlich zufrieden. Seine Idee, den Maler Ben Willikens zu dessen 70. Geburtstag nach Celle einzuladen und mit ihm seinen ehemaligen Meisterschülern aus der Zeit seiner Tätigkeit als Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig sowie als Rektor der Kunstakademie in München die Chance zu geben, mit eigenen Werken an die Öffentlichkeit zu treten, ist auf fruchtbaren Boden gefallen. Die zahlreichen interessierten Besucher bei der Eröffnung der Ausstellung „Kühle Analysen – Ben Willikens trifft Meisterschüler“ am Sonntag im Kunstmuseum sind ein eindeutiger Beweis dafür. „Grautöne in verschiedenen Nuancen zum Leuchten zu bringen, ist die große Kunst von Ben Willikens. Der analytische Blick auf die Welt vereint ihn mit seinen Meisterschülern“, sagt Simon.
Aber auch Ben Willikens selbst, der gerne auf seine Zeit als künstlerischer Lehrer zurückblickt und nur mit einem einzigen Bild in der Ausstellung vertreten ist, zeigt sich sichtbar stolz darauf, einige seiner besten Schüler in Celle präsentieren zu dürfen. „Diese Ausstellung ist ein Ritual. Ihr Thema ist die Weitergabe von Kunst“, sagt Willikens und betont, dass es ihm neben Toleranz und Disziplin immer besonders wichtig gewesen sei, Freiräume für die Entwicklung jedes einzelnen zu schaffen.
Wie sie diese genutzt haben, wird bei einem Rundgang durch die Ausstellung schnell klar. Da sind durchgehend völlig eigenständige Künstlerpersönlichkeiten herangewachsen. Verblüffend bunt muten ihre Werke im Vergleich mit den Bildern ihres Lehrers an und reichen von der abstrakten Malerei Roman Langs mit ihren verfolgbaren Strukturelementen aus Material, Farbe und Licht über die naturalistischen Porträts von Anke Doberauer und die farblich geradezu explodierenden Landschaften von Sigrid Nienstedt bis hin zu Video, Installation und Konzeptkunst und den nicht minder einprägsamen Werken von Hansjoerg Dobliar, Nol Hennissen, Stefan Lenhart, Frank Rosenthal, Stefan Soravia, Rüdiger Stanko und Wolfgang Kessler.
„Ich hasse Videos. Sie sind mit ihrem technischen Aufwand am weitesten von mir entfernt“, verrät Ben Willikens im Gespräch, „aber wenn künstlerische Ideen, die man mit Pinsel und Farbe nicht mehr verwirklichen kann, so empfindsam umgesetzt werden wie zum Beispiel von Johannes Wende mit seinem 2007 geschaffenen Film ‚Das Ende der bekannten Welt‘, dann ist das eine andere Form der Sensibilität, die ich nie erreicht habe.“ Gelebte Toleranz.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 4. Oktober und ist zu den üblichen Museumszeiten geöffnet.
lSonntagsführung: Zu Durch- und Überblicken lädt die Kuratorenführung mit Julia Otto am 21. Juni, 11.30 Uhr, ein. Treffpunkt für die kostenlose Führung das Foyer des Kunstmuseums. Der Eintritt in das Museum kostet 5 Euro, Kinder bis 14 Jahren haben freien Eintritt.