Leuchtstoff zum Lesen
Neues Buch zur Lichtkunst erscheint
Cellesche Zeitung, 23.01.2010 – von Silja Weißer
Celle. Der Kunst ist ein Licht aufgegangen. Bereits in den ersten Jahrzenten des 20. Jahrhunderts. In dieser Zeit avancierte die Lichtkunst neben Malerei, Skulptur, Grafik, Fotografie und anderen Gattungen zu einem anerkannten Genre. 1998 macht Robert Simon sie zu seinem Sammlungsschwerpunkt des ersten 24-Stunden-Kunstmuseum.
Doch was erhebt Leuchtdioden, Glühbirnen und Neonröhren in den Stand der Kunst? Dieser Frage ging Julia Otto, Stellvertreterin des künstlerischen Leiters Simon, auf den Grund. Das Ergebnis: ein rund 1810 Seiten umfassendes Buch in deutscher und englischer Sprache mit dem Titel „Das erste 24-Stunden-Kunstmuseum der Welt bei Nacht“, das gute Chancen hat, sich als Standartwerk für Lichtkunst zu etablieren.
Dazu Simon: „Mein Anliegen war, für Celle ein Alleinstellungsmerkmal zu schaffen, das überregionale Resonanz und Beachtung findet. Der außergewöhnliche Reiz des 24-Stunden-Kunstmuseums kommt in unserem neuen Bestandskatalog zur Lichtkunst sehr schön zum Ausdruck.
Ein Jahr Vorbereitungszeit steckt in der Arbeit, berichtet Otto, zuständig für Konzeption, Layout und Autorenauswahl. Die nötigen Gelder stellte die Regionalstiftung der niedersächsischen Sparkassen zur Verfügung.
Axel Lohöfener, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Celle, ist begeistern vom hohen Niveau, den das Kunstmuseum und seine Lichtkunstsammlung verkörpern: „ In einer Stadt mit so vielen historischen Bezügen bring das erste 24-Stunden-Kunsmuseum eine völlig andere Blickrichtung ins Stadtbild.“
Das Konzept für den neuen Bestandskatalog ist anspruchsvoll – sämtliche Lichtkunstwerke sind durch neue, gut lesbare Texte verschiedener wissenschaftlicher Mitarbeiter und externer Kunstwissenschaftler erläutert. Außerdem werden nahezu alle Arbeiten speziell für den Katalog unter neuen Gesichtspunkten fotografiert. Herausgekommen ist in Schrift und Bild eine frische Sicht auf vermeintlich Bekanntes. Der einzige nicht aktuelle Text stammt vom dem verstorbenen Journalisten und Präsidenten der Hochschule der Künste Berlin Lothar Romain. Seine Einführung hilft zu begreifen, warum des Konzept des 24-Stunden-Museums, ein tag- und nachtaktives Haus, nicht nur eine witzige Idee, sondern ein Kunstereignis ist. Eine Bestandsaufnahme zum Stand der Lichtkunst-Sammlung heute hat Michael Schwarz, ehemals Präsident der Hochschule für Bildende Kunst in Braunschweig beigesteuert.
Auch die Geschichte der Lichtkunst wird in dem Buch ausführlich und ohne kunsthistorisches Fachgesimpel dargelegt. Seien es die knallpinken „Leuchtstoffe“ von Regine Schumann oder die mittels Gas visualisierten Hirnströmungen von Jan van Munster, am Ende wird der Leser keine Kunstwerk mit einem fragenden Achselzucken kommentieren. Die Autoren bieten zu jeder Arbeit klar verständliche Lesarten an.
Eine Besonderheit findet sich im Anhang des Buches. Alle Künstler, bis auf den verstorbenen Joseph Beuys, gaben für den Katalog ein Statement ab. Noch Fragen? Bleiben kaum. Dafür jede Menge Antworten.
Das Lichtkunstbuch ist für 25 Euro ab 24. Januar im Kunstmuseum erhältlich.