Schroffe Realität prallt auf stille Melancholie
Cellesche Zeitung 14.04.2011 - von Rolf-Dieter Diehl
Einblicke in das Spätwerk des hannoverschen Malers Erich Wegner (1899-1980) gewährt die aktuelle Ausstellung im Kunstmuseum Celle mit Sammlung Robert Simon. Wegner, der in den 20er Jahren die Malerei der Neuen Sachlichkeit entscheidend mitgeprägt hat, hat ein Lebenswerk von überregionaler Bedeutung hinterlassen.
CELLE. Durch die Nachlassübernahme beherbergt das Celler Kunstmuseum die mit Abstand umfangreichste Wegner-Sammlung, aus der die Ausstellung nun einen markanten Teil der Öffentlichkeit zugänglich macht: Zu sehen sind Arbeiten des Künstlers aus den 50er, 60er und 70er Jahren, die das unverwechselbar eigenwillige Oszillieren zwischen Sachlichkeit und Formenspiel, zwischen Naturform und Verfremdung dieses Malers unterstreichen.
Wegners Werk beeindruckt durch seine malerische und erzählerische Qualität. „Der Bogen von kraftvoll strukturierten Ölgemälden bis zum spielerisch feinen Aquarell spannt sich weit über die kontrastreiche Form- und Motivwelt des Künstlers“, führte Kuratorin Daphne Mattner in ihrer in jeder Hinsicht bildreichen Einführung bei der Vernissage aus. Und anhand markanter Beispiele spürte sie in Wegners sachlich-formaler Ästhetik immer wieder auch jenen Hauch von Poesie auf, der seinen Bildern innewohnt. Sei es in den mal verruchten, mal verträumten Seefahrtsmotiven oder in der kontemplativen Ruhe seiner urbanen Motive – Wegner filtert seine Bildideen immer aus einer konkreten Beobachtung, mit einem sezierenden Blick für seine Umwelt, deren Situation er erfasst und zu atmosphärisch-sinnlichen Bildern gestaltet. „Da prallt gelegentlich auch mal schroffe Realität auf stille Melancholie“, erläuterte Mattner am Beispiel einer typischen Hafenszene.
Ein gesteigerter Form- und Farbfanatismus sprudelt aus Wegners letzter Schaffensperiode, die die Ausstellung bezeichnenderweise in einem „abstrakten Kabinett“ zeigt. In den „pulsierenden Bildräumen“ – so Mattner – verbinden sich mosaikartige Muster zu fantastischen Figuren und bieten dem Betrachter „ein reizvolles Spiel aus Entdecken, Erkennen und Verlieren und Wiedererkennen.“
Öffnungszeiten
Die Ausstellung im Kunstmuseum Celle ist bis zum 5. Juni dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen.