SONAR (2007)
Peter Beyer (*1978)
rhythms of super 8
Zehn Super-8-Projektoren (diverse Hersteller), G3-Powerbook,
MTC-64-Midi-To-Gate-Interface
“rhythms of super 8” beschäftigt sich mit der Transformation von digitalen in analoge Signale. Die Installation besteht aus einer Reihe von Filmprojektoren verschiedener Hersteller und Größe, die über einen Computer an- und ausgeschaltet werden. Durch die unterschiedlichen Laufgeschwindigkeiten der Motoren und den on/off-Algorhymthmus der Steuerung ergbit sich ein immer wieder neu strukturierter (strukturierender) Klangteppich.
Die Installation nimmt Bezug auf eine im Ausstellungsraum vorhandene Trennwand. Hier entsteht ein wechselnd strukturiertes Band aus rechteckigen Lichtfeldern als visuelles Gegenstück zum rhythmischen Klang der Projektoren.
Daniel Rödiger (*1976)
ohne Titel (Kühlschrankhecke)
20 Kühl- und Gefrierschränke
Die raumhohe Installation aus 20 Kühl- und Gefrierschränken ergibt eine optische Verdichtung mit Bezug auf eine vor Ort vorhandene Trennwand. Der durch die Platzierung der Raumskulptur entstehende Gang zwischen den Kühlschrank-Rückseiten und der Wand ist begehbar. Er ist erfüllt vom leisen Brummen der Kompressoren und der Wärme, die von den schwarzen Kühlschlangen ausgeht.
Sabine Hauptmanns (*1980)
∞
Bett, Sound, Satinbänder, Lautsprecher, Verstärker
Ein Bett steht frei im Raum. Über das Bett verlaufen parallel nebeneinander zwei Linien aus rotem Satinband, die sich auf dem Fußboden bis zu den Wänden fortsetzen. Über dem Bett schwebt ein kleines rotes Unendlichkeitszeichen.
Rezipienten sind eingeladen, sich auf das Bett zu legen und an der Matratze zu lauschen. Beim Auflegen des Ohres auf die Oberfläche der Matratze hören sie ein pulsierendes Geräusch. Der Sound löst verschiedene Assoziationen aus, z. B. Wellenrauschen, das Kollern von Steinen, das Klatschen von Körper, das Schlagen von Flügeln oder das Rauschen von Blutgefäßen.
Dennis Graef (*1973)
To be in the doghouse
Hundehütte, Mobiltelefon mit integriertem MP3-Player, Lautsprecher, CBS-Interview mit Bill Clinton, Juni 2004
»I think I did something for the worst possible reason – just because I could.« Eine Hundehütte dient als Resonanzkörper für die Stimme Bill Clintons. „I think I did something for the worst possible reason – just because I could. I think that that’s the most – just about the most morally indefensible reason that anybody could have doing anything; when you do something just because you could. I thought about it a lot.”
Die ständige Wiederholung dieser Wörter über zwei Lautsprecher in Innern der Hundehütte intensiviert sowohl ihre Bedeutung als auch ihre Melodie. Durch die zusätzlichen gezielten Verschiebungen der beiden Kanäle zueinander ergeben sich immer wieder neue Räumlichkeiten und rhythmische Strukturen. So entsteht ein Spannungsfeld zwischen der musikalischen Qualität der Sprache und ihrer Semantik.
Eun Hye Hwang (*1978)
Eine Person mit einer Person bei einer Person
Performance Video/Installation
Mitarbeitern von Stadtarchiv, Kunstmuseum und Bomann-Museum in Celle habe ich eine Frage gestellt: „Welche Person in Ihrem persönlichen Umfeld möchten Sie ehren?“
Während des Interviews in der Ehrenhalle im Bomann-Museum singe ich ein Lied mit dem Namen der geehrten Person.
In den Phasen zwischen den Gesprächen habe ich die Celler Museen besichtigt und vor historischen Porträts die Namen der dargestellten Persönlichkeiten gesungen.
Für Ihre Beteiligung danke ich:
Frau Lemp, Frau Saur, Herrn Bittner, Herrn Lühning-Reger, Frau Otto, Frau Piel, Frau Fromme, Frau Fischer, Herrn Reinheckel, Herrn Voges, Frau Pezold und weiteren Mitarbeitern der Celler Museen.
Martin Schöne (*1969)
4 Terra Byte
(„…sind die Größe, die das Wissen der Menschen beschreiben.“)
11 Lautsprecher, 11 Sounds, 4 leere Festplatten, 2 Stethoskops, ein rotierendes Sonnensegel (4,70 x 2,50 m), Sonnenlicht, Projektoren
Der halbdunkle Raum ist erfüllt durch eine 4,70 x 2,50 m große, rotierende weiße Leinwand. Die Ecke hinten links ist für das Sonnenlicht geöffnet und dient als variierende Projektion von Licht und Schatten. Aus der gegenüber liegenden Ecke wird die digital bearbeitete Filmaufnahme eines weißen Winterhimmels auf die Leinwand projiziert. Der Sound entsteht durch die bewegte Luft des sich drehenden Stoffsegels, das Brechungen an die Wände spiegelt.
Rechts und links an der Leinwand vorbei kann man den hinteren Bereich des Raumes betreten. Dort befinden sich vier Edel-Festplatten à 1 TB (Terra-Byte) auf einem Sockel. Es hängen Stethoskope zum Abhorchen der Festplatten bereit. Wer sucht, findet verschiedene vertraute Geräusche, die Bewegung, Erinnerung, Erfahrung auslösen: Naturtöne, ein Telefonklingeln, Husten, das Reiben von Haut auf Haut, usw.
Pit Noack (*1972)
Sie befinden sich jetzt hier
Installation und Konzertexperiment
Die Installation reflektiert sowohl ihren eigenen Entstehungsprozess wie den der Ausstellung insgesamt. Während der Aufbauphase wurden auf von Zeitschaltuhren gesteuerten, im Raum verteilten Kassettenrecordern ca. 1-2 Minuten lange Tonaufzeichnungen gemacht. Die Summe der Geräuschfragmente ergibt jeweils 45 Minuten, gespeichert auf der A- und B-Seite des Magnetbandes.
Nach einem ähnlichen Prinzip werden die Bänder während der Ausstellung abgespielt.
Ein alter Küchentisch dient dem Künstler als Arbeitsfläche, an der er während der Ausstellung, im Ausstellungsraum sitzend die Partitur seiner Performance erarbeitet.
Walter Zurborg (*1980)
amplitudewalker
Resonanzkörper aus Holz, Stahlsaite, Angelschnur, Angelblei, Schaltung, Elektromagneten, Getriebemotor, Frequenzgenerator, Signalverstärker
Die Skulptur ist ein 2,50 m langer und 40 cm breiter, an der Wand hängender Resonanzkörper aus dünnem unbehandeltem Sperrholz. Auf dem Körper ist eine Stahlsaite angebracht, die durch einen Elektromagneten in Schwingung versetzt wird.
Parallel dazu verläuft eine Schnur, an der ein winziger Metallstift hängt. Dieser liegt auf der Stahlsaite. Während diese schwingt, erzeugt der Metallstift durch Vibration perkussive, obertonreiche Klänge.
Durch einen Getriebemotor wird die Schnur samt Metallstift gleich einer Seilbahn langsam an der Stahlsaite hin und her bewegt. Dadurch wird die Amplitudenschwingung der Saite abgetastet.
Walter Zurborg (*1980)
ohne Titel (iGing)
Elektronisch erzeugte Sounds, acht Tetraeder aus Birkensperrholz, Heißkleber, Kabel, Stahlseil, Lautsprecher, Relaiskarte, Computer mit der Steuerungssoftware "iGing"
Acht Tetraeder aus Birkensperrholz mit eingebauten Lautsprechern hängen im Treppenhaus des Kunstmuseums. Jeder der Klangkörper hat zwei spaltförmige Öffnungen, durch die der Klang dringt. Auf diese Weise erhalten die Objekte eine spezifische akustische Richtcharakteristik.
Der Steuercomputer verteilt das akustische Signal zufallsgeneriert auf die 8 Klangkörper
Die Beschaffenheit der digital erzeugten Klänge und die Einstellung ihrer Lautstärke sind auf die Akustik des Treppenhauses hin gestaltet.
Anna Maria Zinke (*1980)
four one
Hörstuhl aus MDF, Lautsprecher, Mikrophone, Mikrophonkabel, Mischpult, Verstärker, Realzeitgeräusche
In der Installation geht es um das Zusammenführen verschiedener Klangorte innerhalb der Ausstellung zu einem Klangknotenpunkt. Rein physisch ist es nicht möglich, an mehreren Orten gleichzeitig zu sein. Auf akustischer Ebene werden hier jedoch verschiedene räumlich voneinander getrennte Orte zeitgleich wahrnehmbar.
Vier Mikrophone werden an der verschiedenen Stellen des Ausstellungsraumes installiert. Sie sind über Kabel mit einem Mischpult verbunden, in dem die aufgenommenen Geräusche gebündelt und live über zwei Lautsprecher wiedergegeben werden.
Mischpult und Lautsprecher befinden sich in einem „Soundmöbel/Soundsitz“. Die Lautsprecher sind in Kopfhöhe einer sitzenden Person angebracht.
Adrian Schedler (*1974)
[:grail]
Materialresonanzen
Aus den Öffnungen verschiedener Rohre dringen ungewöhnliche, auf der Basis einer physikalischen Formel digital erzeugte Geräusche, deren Klang vom jeweiligen Resonanzkörper beeinflusst wird.
Adrian Schedler (*1974)
Relativ komplexer Sound
16 Lautsprecher, Bewegungsmelder, Kabel, Zuspielgerät, Verstärker, rote Haushaltsgummis
Per Bewegungsmelder wird ein digital erzeugter, akustischer Reiz ausgelöst, der entlang einer Stromschiene an der Decke über 15 Lautsprecher linear durch den Raum wandert und dann endet.
Die Geschwindigkeit des Klanges liegt knapp über Schritt-Tempo.
Durch wiederholtes Aktivieren des Bewegungsmelders kann die Klangfolge von den Rezipienten immer wieder ausgelöst und so auch verlängert werden.
Marouan el Boubou (*1977)
Drei Monate Vollmond
Klanginstallation
Von einem nicht sichtbaren Ort hinter der Glasfassade des Kunstmuseums ertönen im Außenraum an der Bushaltestelle vor dem Foyer eine männliche und weibliche Stimme sowie verschiedene Naturgeräusche. Die (fast) immaterielle Klanginstallation ist für zufällige Passanten ebenso wie für die Besucher des Museums zu hören – von 10 bis 17 Uhr entsprechend der Öffnungszeiten des 24-Stunden-Kunstmuseums am Tag.
Ausgangspunkt für dieses befremdlich wirkende „Hör-Spiel“ ist die Idee, dass über dem Schlossgraben auf der anderen Straßenseite für drei Monate der Vollmond scheint.
Rückblick
18.03. - 03.06.2007
SONAR
Peter Beyer
Marouan el Boubou
Dennis Graef
Sabine Hauptmanns
Eun Hye Hwang
Pit Noack
Daniel Rödiger
Adrian Schedler
Martin Schöne
Anna Maria Zinke
Walter Zurborg
Die Rhythmen der Architektur, die Schwingungen des Ortes und die Stimm(ung)en von Menschen, die dort zufällig oder geplant aufeinander treffen, stehen im Mittelpunkt dieses Klangkunst-Experiments in Kooperation mit der HBK Braunschweig. Mit Tönen und Geräuschen plus mehr oder weniger sichtbaren, materiellen Interventionen erkunden elf junge Künstlerinnen und Künstler das Kunstmuseum.
Dabei entsteht ein ganz neues Raumerlebnis – zum Hören und Sehen!
Konzept:
Dr. Julia Otto, Kunstmuseum Celle
Prof. Ulrich Eller, HBK Braunschweig
elf Künstler · ein Klangraum
HBK Braunschweig, Klasse Ulrich Eller
March, 18th till June, 3th 2007
SONAR
eleven artists · one sound area
HBK Braunschweig, Klasse Ulrich Eller
The rhythms of architecture, the vibrations of the place and the voices and moods of the people who meet coincidentally or by arrangement are in the center of this “Sound Art Experiment” done in cooperation with the HBK Braunschweig. With tones and noises plus more or less visible material interventions eleven young artists investigate the Art Museum. Thereby, a completely new room experience arises – for hearing and seeing.