Kunstmuseum macht von sich reden
Cellesche Zeitung, 18.08.2011 -von Rolf-Dieter Diehl
In diesem Monat reist das Kunstmuseum Celle mit Sammlung Robert Simon quasi quer durch Deutschland; denn das in einer Auflage von einer Million Exemplaren in den Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn ausliegende Magazin „mobil“ stellt – neben anderen Attraktionen der Stadt – das patentierte 24-Stunden-Kunstmuseum ausführlich vor und damit auch seine einzigartige Sammlung von rund vier Dutzend Lichtkunstwerken, ein Schwerpunkt der Sammlung Robert Simon.
CELLE. Passend zu der für die Stadt werbewirksamen Publikation im Magazin „mobil“ stellte der ungemein kreative Museumsleiter in einem Gespräch mit der CZ sechs Neuzugänge dieser Sammlung vor: Als wahre „Hingucker“ erweisen sich schon beim Betreten des Foyers die wie ein Lüster von der Decke hängenden fünf in sich verschlungenen farbigen Fragezeichen aus Edelgas, die durch die Art ihrer Anordnung zur Skulptur werden. Das strahlende Blau, Violett, Pink, Weiß und Lila der einzelnen Komponenten vermischt sich in der Dunkelheit zu einem augenbetörenden Nebel, geradezu symbolisch für das beständige Hin und Her zwischen sinnverwirrender Magie und einer unseren Geist herausfordernden Fragestellung. Das „?“ ist ein Kunstwerk des Münchner Lichtkünstlers und zweimaligen „documenta“-Teilnehmers Albert Hien. Von ihm stammt auch eine weitere Neuerwerbung, der aus Neon gefertigte Schriftzug „Kommt Zeit kommt Rat“, deren Satzhälften sich – farblich voneinander unterscheidend – übereinander legen.
Vergleichsweise gleißendes Licht empfängt den Betrachter in der Arbeiten des in Köln lebenden Künstlerpaares Ursula Monitor und Vladimir Kuzmin. „Malen mit Licht“ sei viel intensiver als das Malen mit Farbe, sagen sie. Davon zeugt zum einen ihre im Dachgiebel des Kunstmuseums eingebaute Lichtinstallation. Zum anderen auch ihr Bündel von über einhundert ineinander verschachtelten Neonröhren, deren Licht – verpackt zwischen zwei Euro-Paletten – zum „Frachtgut“ (so auch der Titel) wird. Noch anschaulicher wird das „Malen mit Licht“ in den Leuchtkästen des Kölner Künstlers Tim Berresheim, die die Wände des Foyers schmücken. Einer davon – „Condition Tidiness“ – gehört inzwischen ebenfalls zur Sammlung Robert Simon.
Bei der Präsentation geht es nicht nur darum, Objekte hinzustellen oder aufzuhängen, sondern auch einen Bezug zum Raum herzustellen. Das wird besonders deutlich beim sechsten Neuzugang, dem „Firefly-Fence“ des Schweizer Lichtkünstlers Francesco Mariotti, der auch das Lichtkunst-Projekt „Hybrider Garten“ beim Oberlandesgericht installiert hat. Das aus mobilen Bauzäunen, PET-Flaschen und Leuchtdioden gefertigte Lichtkunstwerk im Turm des Museums wurde nun mit einer fünften Komponente aufgestockt. Und während die wild blinkenden LEDs normalerweise an einen Schwarm durcheinander wirbelnder Glühwürmchen erinnern, werden sie – sobald man sich ihnen nähert – durch einen Infrarotsensor quasi zur Raison gebracht und bilden für einige Momente in einheitlichem Rhythmus einen faszinierenden Lichtkunstzaun.
Die Liste namhafter (Licht-)Künstler, die Robert Simon in all den Jahren nach Celle holen konnte und die – wie der international renommierte Otto Piene – ohne die Lichtkunst „Celle noch heute nicht wirklich kennen“ würden, ist beachtlich. Sie wirken wie von selbst als Multiplikatoren, die junge Künstler mit immer neuen Ideen für Celle zu begeistern vermögen und den Namen unserer Stadt buchstäblich in die Welt hinaustragen. Mit berechtigtem Stolz kann Robert Simon schon jetzt auf einen weiteren kulturellen Höhepunkt in seinem Hause hinweisen, wenn am 29. Oktober eine Ausstellung des Düsseldorfer Kunstprofessors und „Meister des Lichts“ Mischa Kuball nach Celle kommt.