Kubus am Kunstmuseum `ein Kristall`
Kubus am Kunstmuseum "ein Kristall"
Zwei Millionen Euro von der EU
Cellesche Zeitung, 13.11.2004
Das Celler Kunstmuseum erhält einen Erweiterungsbau für zwei Millionen Euro und dehnt sich auf zwei Etagen aus. Alles ist komplett aus EU-Mitteln finanziert. Die Stadt steuert lediglich einige Räume aus ihrem Besitz bei. Im Frühjahr 2006 soll der Bau fertig sein.
CELLE. Celle hat in der niedersächsischen Museumslandschaft künftig ein gehöriges Wörtchen mitzureden. Das Kunstmuseum erhält einen Erweiterungsbau im Wert von zwei Millionen Euro und gewinnt zwei Etagen hinzu. Damit verdoppelt sich die Ausstelungsfläche auf 1000 Quadratmeter. Baubeginn ist aller Voraussicht nach Ende März 2005. Mit der Fertigstellung rechnet Museumsdirektor Robert Simon im Mai 2006. Das Geld für das Vorhaben fließt zu 50 Prozent aus EU-Mitteln. Den Rest steuert die Stadt bei - allerdings nicht in Bargeld, sondern in Sachwerten. Sie stellt mit Räumen des Bomann-Museums Flächen aus ihrem Besitz zur Verfügung und überträgt das Nutzungsrecht für 30 Jahre der Kunststiftung als Bauherrin, erläutert Susanne McDowell, Leiterin des Fachbereichs Kultur und Geschäftsführerin der Kunststiftung. Die Planungen für den Erweiterungs- und Umbau hat ein Architektenbüro in Hannover übernommen, das bereits das Landesmuseum in Emden entworfen hat.
"Der neue Bau wird ein Kristall für Celle", schwärmt Simon. Das geplante Gebäude wird auf dem Platz vor dem Kunstmuseum errichtet, wo derzeit eine Holzbühne und zwei Bäume stehen. Hier soll ein Foyer mit einer rund sechs Meter hohen Ausstellungshalle entstehen. Mit neun mal zehn Metern soll der Betonbau jedoch kein "Klotz" werden. Der Kubus wird mit einer Glasfassade verhängt, die abends und nachts farbig leuchtet. Celles Stadträtin Bärbel Schütte ist begeistert: "Ein toller Effekt und eine schöne Ergänzung des Stadtbildes." Der untere Teil der Fassade diene als "Schaufenster" des Hauses und passe gut in das Konzept des Museums, erläutert Simon. Die Fassade soll künftig Lichtkünstlern als Ausstellungsfläche dienen.
Nicht nur vor, auch über dem jetzigen Kunstmuseum wird sich einiges verändern. Dort, wo jetzt ein Teil der industriegeschichtlichen Sammlung des Bomann-Museums zu sehen ist, gewinnt das Kunstmuseum an Ausstellungsfläche hinzu. Simon will mehr Klarheit, weniger Eisenstangen und Balustraden, dafür Raumteiler und bis zur Decke hochgezogene Wände. Im Dachgeschoss verschwindert der "Laufsteg", eine Art Hängebrücke auf der noch in stark reflektierenden Vitrinen Celler Silberschmuck präsentiert wird. In der Etage entsteht ein großer Raum mit breiten Hängeflächen an den Seiten und einer Trennwand in der Mitte. Auf der einen Seite die Museumspädagogik, auf der anderen Ausstellungsfläche. Mit dem Umbau erhält das Haus außerdem ein Zwischenlager für Ausstellungsobjekte in Form eines Containers, der in den Treppenaufgang zwischen Kunstmuseum und Bomann-Museum gehängt wird. Und noch ein Dauerproblem verschwindet: Der lichtdurchflutete, im Sommer überhitzte Bau bekommt eine Klimaanlage. Auch das Dach des Foyers bleibt nicht ungenutzt. Auf der Terrasse ist Platz für Skulpturen. Des Weiteren ist ein Multifunktional-Raum für Film- und Videokunst sowie Sonderveranstaltungen vorgesehen.
Das das Kunstmuseum während der Bauarbeiten leer geräumt werden muss und nur mit eingeschränktem Betrieb weiterlaufen wird, nimmt Simon in Kauf. Er ist überzeugt von den Plänen: "Das wird ein Quantensprung für die Moderne Kunst in Celle."
Silja Weißer