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Orchestrierung reizstarker Einzelklänge

Ausstellung im Kunstmuseum: „Sonar. Elf Künstler. Ein Klangraum“ 

„Die Musik, mit der ich mich beschäftige, muss nicht unbedingt Musik genannt werden. In ihr gibt es nichts, woran man sich erinnern soll. Keine Themen, nur Aktivität von Ton und Stille.“ John Cage. Unwillkürlich fällt einem der amerikanische Komponist und Künstler ein, wenn man die Ausstellung „Sonar. Elf Künstler. Ein Klangraum“ im Celler Kunstmuseum mit Sammlung Robert Simon betritt.

CELLE. Es ist eine experimentelle Kunst, auf die sich der Besucher einlassen muss. Im Idealfall allein, damit sich die Intensität der klanglichen Interaktion ersinnen lässt. Doch auch die lärmintensivere Wahrnehmung zur Ausstellungseröffnung besaß ihren Reiz: Die Schwingungen des Ortes und die Stimm(ung)en von Menschen, die dort aufeinander trafen, sind Teil des Klangkunst-Experiments, dass in Kooperation mit der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig (HBK) realisiert worden ist.
Elf Künstler aus der Klasse von Ulrich Eller, seit 2004 Professor für „Klangskulptur/ Klanginstallation“ an der HBK, erkunden das Kunstmuseum mit Tönen, Geräuschen und mehr oder weniger sichtbaren, materiellen Interventionen.
Eigentlich seien im Museum die räumlichen Möglichkeiten gar nicht gegeben, um Klangkunst zu realisieren, betonte Kuratorin Dr. Julia Otto. Jedes Klangobjekt sei an sich autonom. Umso spannender ist es für die Künstler, ihre Werke in einem Raum aufeinander treffen zu lassen. Die Herausforderung für den Besucher besteht darin, die Vielfalt an Geräuschen und Klängen so zu separieren und sortieren, wie er es vom fokussierten Betrachten eines Bildes kennt, bevor er die Rhythmisierung der Klangfarben wahrnimmt. „Es geht uns über die Addition von Klangräumen hinaus um das inszenatorische Ziel, für die hörbare Bezüglichkeit aller Einzelpositionen zu sensibilisieren und einen sich stetig verändernden Gesamtklang, einem Ensemble ähnlich, erfahrbar zu machen“, sagt Eller. Innerhalb der Orchestrierung verorten die Besucher einzelne Klänge, denen sie folgen; vermeintlich akustisches Störpotential entpuppt sich als dialogfähiger Gewinn. Die Kühlschrankhecke von Daniel Rödiger brummt und haucht Wärme aus. Super-8-Projektoren, in Reihe arrangiert von Peter Beyer und per Computer dirigiert, umwerten die Bedeutung von Geräusch und Bild. „4 Terra Byte“ von Martin Schöne lotet den Raum aus. Sabine Hauptmanns Bett lädt dazu ein, liegend an der Matratze zu horchen. Der kinetische „amplitudewalker“ von Walter Zurborg verströmt neben perkussiven Klängen auch einen ästhetischen Reiz. Pit Noacks Installation „Sie befinden sich jetzt hier“ reflektiert ihren eigenen Entstehungsprozess sowie den der Ausstellung insgesamt. Sein Konzertexperiment im Kunstmuseum findet am Sonntag, 25. April, um 15 Uhr statt.
Öffnungszeiten: Die Ausstellung ist bis zum 3. Juni, dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, geöffnet.

Aneka Schult

Cellesche Zeitung, 22.03.2007