PETER BASSELER - SCHAUKÄSTEN (2001)
Krokodilfärberei, 1983, Schaukasten
Blick in eine Krokodilfärberei: Ein zappelndes Krokodil wird an die Decke gezogen. Die abspritzende Farbe benetzt die ausgelegte Abdeckfolie, so daß Teppich und Vorhang nicht beschmutzt werden.
Hochschlamm-Alarm (Entwarnung), 1991, Schaukasten
Der Hochschlamm ebbt langsam ab, doch die Aufräumarbeiten fangen jetzt erst richtig an. Die Polizei präsentiert sich heute in drei Qualitätsstufen: A-, B- und C-Cops. Ein C-;Cop ist sehr preiswert zu mieten, aber nicht allzu souverän und leider leicht zu beeindrucken; Ist sein Einsatzort z.B. das nachgebildete Modell einer Straße (wie hier), integriert er sich sofort willfährig als Modellfigurpolizist und vermag auf der Stelle im (gehärteten) Modellschlamm zu versinken.
Der B-Cop ist zumindest etwas flexibler. Dieser hier traut zwar zunächst der Frage »Harter Modellschlamm oder doch echter Weichschlamm?« unter ihm noch nicht ganz über den Steg, doch ihm ist immerhin klar: Der Matsch auf C-Cop`s Gesicht und Kleidung ist feste Nachbildung und läßt sich nicht abwaschen. Um den Kollegen zu säubern, ist er gezwungen, die Schmutzschicht mit dessen ursprünglicher Haut- und Kleiderfarbe zu übermalen. Wäre B so naiv wie C, würde er den Matsch derart weich denken, daß die Farbe nicht haften könnte.
Den breitesten Erfahrungs- und Bewußtseinshorizont hat der A-Cop. Er erkennt den Schlamm hier zuverlässig als hart modellierte Schlamm-Darstellung und hat keine Angst, in solchen Schlammpfützen zu versinken. Fest und selbstsicher wie Jesus steht er auf der Wasseroberfläche. Väterlich – amüsiert lächelt er auf die wasserunemanzipierten Existenzstufen von B- und C-Cop herunter.
Freak am Tisch, 1975, Schaukasten
Alter Freak mit weißem Anzug spielt mit Auto und stößt dabei seine Weinflasche an.
Betr. Radfahrer: Bildung seiner Legende, 1988, Schaukasten
Bis vor wenigen Jahren überquerte im Sommer täglich an dieser Stelle ein Kleingärtner mit seinem Fahrrad die Straße. Zur Erinnerung an diesen Radfahrer wurde ihm hier ein Denkmal gesetzt - eine lebensechte Nachbildung seiner selbst. Im Winter wird die küstennahe Straße oft überschwemmt und friert zu.
Zur letzten Weihnachtssaison kamen "Radfahrer"- Schlitten für Kinder auf den Markt und wurden ein großer Verkaufserfolg.
Der Tag danach = Der Tag davor, 1987
An diesem Tag erholt man sich und räumt auf.
Kofferwurf, 1986⁄87
Schaukasten
Eishöhle, 1982, Schaukasten
In einer vereisten Höhle liegt jemand in einem Schlafsack unter einem Tisch. Auf dem Tisch liegen Eisblöcke mit eingefrorenen Wespen, die langsam auftauen.
Eisauto, 1985, Schaukasten
In einem winterlichen Wald späht ein Mann nach Augenzeugen, während er einen in Form eines Autos gefrorenen Eisblock blau anmalt. Darin gefriert ein Schäferhund im Sprung.
Rückblick
PETER BASSELER - SCHAUKÄSTEN
24.09. bis 30.12.2001
Zwischen absurden Szenarien und fast realen Situationen erstreckt sich die Bandbreite im Werk von Peter Basseler. Kleine Ausschnitte skurriler Welten in Schaukästen und Bildern, die ein Gefühl von Ausweglosigkeit hervorrufen können, aber: Nicht lebenserfahren genug ist derjenige, der hier über das Gefühl der Trostlosigkeit nicht hinauskommt - ähnlich dem, der ein Leben lang die kalte Dusche meidet und das Wohlgefühl danach nicht kennt. (Basseler 1985)
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Gleichen die Schaukästen auch verkleinerten Modellen irgendwelcher absurden Theaterszenen, so stehen sie doch als abgeschlossene Werke für sich, so ist der Verlauf der dargestellten Geschichte auf ewig erstarrt. Erstmals hat das Kunstmuseum Celle mit Sammlung Robert Simon sämtliche verfügbare Werke aus drei Jahrzehnten zusammengetragen.