OTTO PIENE LICHTRAUM (seit 2005)
Rückblick
OTTO PIENE
LICHTRAUM
Die Neugier ist stärker als die Schwellenangst und läßt die Besucher durch den Vorhang ins Dunkel des ,Lichtraumes' von Otto Piene eintreten. Ausrufe wie ‚Oh', ‚Ah', ‚herrlich' oder ‚wunderbar' sind an der Tagesordnung im Kunstmuseum Celle mit Sammlung Robert Simon seit Otto Piene dort seine Spuren hinterließ. Doch dann wird es still. Überwältigt vom Spiel der Lichter und Farben wird aus überschwenglicher Begeisterung Besinnlichkeit. Ausgestreckt liegt ein kleiner Junge auf dem Boden und genießt das beruhigende Spiel der Lichter, daß ihn umarmt. Lärmende unzähmbare Schulklassen verharren wortlos im Raum, wie elektrisiert von der poetischen Aura. Der Kunstraum wird zum Meditationsraum.
Das tanzende Licht läßt den Betrachter in Phantasien und Erinnerungen versinken. Assoziationen werden geknüpft. Das Zusammenspiel von Sein und Schein schwebt in der Luft, läßt Bedeutungen offen und lädt einen jeden ein, sich sein eigenes Bild zu machen. Der Mensch wird zum Mittelpunkt, und genau inmitten des Werkes befindet er sich ja auch.
Das Kunstmuseum Celle, die Nationalgalerie in Berlin und die Kunsthalle Bremen sind die drei Museen Deutschlands, die einen Lichtraum Otto Pienes präsentieren können. Der Celler Lichtraum ist allerdings der einzige, der nicht nur durch die darin installierten Lichtobjekte mit Lichtreflexen umflutet wird, sondern darüber hinaus mit perforierten Raumwänden operiert. "Dies ist der perfekte Lichtraum", beschreibt der Künstler selbst den "Lichtraum" in Celle, eine Weiterentwicklung kann er sich nur in den Raumdimensionen vorstellen. Das Lichtspiel nimmt den Besucher sofort gefangen und weist eine Vielschichtigkeit im Umgang mit dem Licht auf. Zwei Wände und ein Teil der Decke sind mit Tausenden von Öffnungen übersät und werden von dahinter liegenden beweglichen Lampen als leuchtendes, ornamentales Wandbild im Dunkel des Raumes inszeniert. Die Bewegung der Lichtquellen läßt die perforierten Wände aber nicht nur für sich wirken, sie benutzt darüber hinaus jede einzelne Öffnung als eine Linse, die eine Form auf die Raumflächen projiziert und tanzen läßt. Die Langsamkeit der Bewegung ist dabei von großer Wichtigkeit, um die sanfte Atmosphäre zu erzeugen. Unterstützt wird dieses Ballett von zwei perforierten Kuben, die weitere Lichteffekte auf ihrer Außenhaut und in ihrer Projektion in den Raum beisteuern.