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Timm-Ulrichs-Kabinett im Kunstmuseum Celle

Im Kunstmuseum wurde das neue "Kabinett" mit Arbeiten von Timm Ulrichs eröffnet, eine dauerhafte Präsentation in einem eigens dafür geschaffenen Raum.

Cellesche Zeitung, 13.03.2021 - von Doris Hennies

Ulrichs jüngste Arbeit "Zwei schwarze Schafe"
© Doris Hennies 

Zur Eröffnung des Timm-Ulrichs-Kabinetts enthüllten der Künstler (rechts) und Robert Simon im Celler Kunstmuseum ein besonderes Geschenk: Ulrichs jüngste Arbeit "Zwei schwarze Schafe"

Sie haben sich schon vor langer Zeit gefunden, der Galerist und Sammler Robert Simon und der „Total-Künstler“ Timm Ulrichs. Jetzt führten Anerkennung und Wertschätzung zu einer dauerhaften Honorierung: Ab diesem Wochenende gibt es im Kunstmuseum Celle ein Timm-Ulrichs-Kabinett. Ulrichs Kunst entspringt seinem alltäglich Umgebenden. Entzündet von einer Idee, einem Gedanken, der sich weiterentwickelt und entfaltet, sucht und findet Ulrichs ganz eigene Wege des Ausdrucks. Seine Plattformen dafür sind mannigfach – und machen auch vor dem eigenen Körper nicht halt: Aus dem Ich bezogene Lebens-Kunst, in allen Facetten.

Mit dem linken Auge - mit dem rechten Auge
© Doris Hennies 

Verspielt-gespiegelter Umgang mit der eigenen Optik: "Mit dem linken Auge - mit dem rechten Auge" der Titel gibt dem Betrachtenden schon den Hinweis zur Handhabung.


Kunst mal „Wörtlichnehmen“
In Timm Ulrichs Arbeiten gewinnt das „Wörtlichnehmen“ eine umfassende, ganz eigene Bedeutung. Begriffe, Handlungen und Konventionen werden auf den Punkt gebracht, reduziert, konzentriert in einem Bild, einem Gegenstand, um sie in eine Mehrdeutigkeit transformiert wieder loszulassen – mit einem humorvoll bis sarkastischen Augenzwinkern.

Timm Ulrichs Ich kann keine Kunst mehr sehen

Ein wohlbekanntes Foto: Der noch junge Künstler (1975) mit einer Botschaft, die bezogen auf den Coronalockdown aktueller kaum sein könnte.

Dabei haben Aussagen – wie „ich kann keine Kunst mehr sehen“ (eine Demonstrations-Performance des Künstlers 1975 auf dem Internationalen Kunstmarkt Köln, fotografisch festgehalten) – nichts von ihrer Aktualität verloren – in Anbetracht der Folgen des Corona-Lockdowns von Kunststätten sogar an Brisanz dazugewonnen.

„Zwei schwarze Schafe“
Wer sich als Betrachtender vom primär Sichtbaren zum Gedankenspielen verführen lässt, findet in Ulrichs Werken Zugang zu grundlegenden persönlichen und gesellschaftsrelevanten Fragen mit jeder Menge Konflikt- und Diskussionspotenzial. Bestes Beispiel für diesen spielerischen Ansatz, der zu einer mehrdeutig-tiefschürfenden Überlegung führt, ist sein jüngstes Werk. Sein Geschenk, dass er dem Museum und der Kunststiftung Robert Simon zur Eröffnung des Timm Ulrichs Kabinett mitgebracht hat. Es zeigt zwei gleichgroße Herden von Schafen – die eine mit hellem, die andere mit dunklem Fell. Inmitten jeder Gruppe befindet sich allerdings ein Exemplar der jeweils anderen Sorte. Der Titel „Zwei schwarze Schafe“ gibt einen Interpretationsschubs und beflügelt die Gedanken: Eingrenzung, Ausgrenzung … wer und was bestimmt wer und was dazu/wozu gehört? Themen wie Gender, Rassismus, Mobbing, Mainstream und Diversität kommen in den Sinn. Timm Ulrichs hat seinen Gedankenball einmal mehr erfolgreich ins andere Feld geschlagen …

Der "goldene Schnitt" mal wortwörtlich genommen (1969) ... ein typischer Timm Ulrichs.
© Doris Hennies 

Der "goldene Schnitt" mal wortwörtlich genommen (1969) ... ein typischer Timm Ulrichs.

Ein fester Ort im Kunstmuseum
„Ich bewundere ihn für seinen unerschöpflichen Geist und wie er diese Gedankenfülle auf seine so eigene Weise zentriert und umsetzt. Auf den ersten Blick scheint banal, was sich beim genaueren Betrachten so vielschichtig auffächert und so aktuell und konsequent aussagekräftig bleibt. Es ist überfällig, dass dieser Künstler nun einen festen Ort in einem Kunstmuseum hat, das ihn und seine Arbeit dauerhaft repräsentiert“, so Robert Simon. Als bekennender Ulrichs-Fan besitzt Simon die weltweit umfangreichste Sammlung von dessen Arbeiten. Damit steht auch einem regelmäßigen Austausch von Exponaten im Timm Ulrichs Kabinett nichts im Wege. „Kontinuität und Vielfalt sind uns wichtig. Unsere Besucher können alt Vertrautes zwischen immer wieder neu Präsentiertem finden. So hoffen wir, bleibt das Interesse an und in diesem Kunstmuseum stets wach“.


Öffnungszeiten: Je nach aktuellem Stand des Corona-Inzidenzwerts ist eine allgemeine Öffnung unter Hygienebestimmungen (noch) nicht möglich. Gemäß Bund- und Länderbeschluss sind Bomann Museum und Kunstmuseum in Celle für das Publikum beschränkt zugänglich. Erforderlich ist eine vorherige telefonische Anmeldung unter der Telefonnummer (05141) 124540 oder 124555.
Der Aufenthalt ist dann auf 90 Minuten beschränkt.