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In Celle sitzt der hannoversche Galerist Robert Simon jetzt im Glashaus

Das umgebaute Kunstmuseum gleich neben dem Bomann-Museum ist zu einem neuen Schmuckstück der Herzogstadt geworden. NP-Redakteurin Evelyn Beyer führte er vor, wie gut seine Schätze hier zur Geltung kommen.

Neue Presse, 24.06.2006

Es ist “ein wahrer Traum“, sagt der Sammler und Galerist Robert Simon: ein Museum eigens für die von ihm zusammengetragenen Objekte. Von ihm mit geplant, auf seine Lieblinge zugeschnitten. Kein Wunder, dass er mit seinem Glashaus um die Wette strahlt, wenn er in die umgebauten Räume des Kunstmuseums Celle mit der Sammlung Simon bittet.
Einen hochmodernen Kristall-Kubus hat er zusammen mit den hannoverschen Architekten Gesche Grabenhorst und Roger Ahrens vor den früheren, unattraktiven Anbau gesetzt. Tagsüber eine elegante kleine Provokation zwischen all der ehrwürdigen Celler Bauhistorie ringsum, wird er bei Dunkelheit zum Lichttempel: 1272 Leuchtdioden lassen ihn in acht changierenden Farbtönen erstrahlen. Und wer ums Haus geht, erblickt hier eine Leuchtschrift von Timm Ulrichs, dort Lichtkunst von Brigitte Kowanz. “24-Stunden-Kunstmuseum“ nennt Simon es deshalb, der Begriff ist zum Patent angemeldet.

Drinnen lenkt nichts den Blick von der Kunst ab. Räume, die sich öffnen, die einladen, die durchatmen lassen, zum Verweilen animieren. Keine getäfelte Decke mehr, sondern angenehm schlichte Linien. Auf zwei Etagen, gut 1000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, sind Grafiken, Skulpturen und Malerei gut ins Licht gerückt.

Dieter Kriegs wuchtige Tafeln mit ihren zentimeterdick aufgetragenen Farben kontrastieren mit den filigranen, gradlinigen Grautonräumen eines Ben Willikens. Für kleinere Arbeiten wie Christos Grafiken wurden eigene Fluchten geschaffen. Im oberen Geschoss hängen Braunschweiger Professoren und Absolventen. In den Eröffnungsmonaten schöpft Simon ganz aus seiner Sammlung, später folgen gezielte Kooperationsprojekte.

Einiges entstand extra für Celle: Rainer Split installierte einen “Celler Guss“ in einer Nische. Vollrad Kutscher schuf ein Lichtobjekt mit Porträts: “Zwölf leuchtende Vorbilder aus Celle“. Otto Piene kreierte in einem Lichtraum einen funkelnden Kosmos aus leuchtenden Punkten wie eine tanzende Sternennacht.

Ermöglicht wurde die Neukonzeption des Hauses dank einer einzigartigen Kooperation der Stadt Celle mit dem hannoverschen Galeristen Robert Simon. Sie hat ihm oder vielmehr der Celler Stiftung, an der er beteiligt ist, die Nutzungsrechte für die zum Bomann-Museum gehörigen Räume auf 30 Jahre überschrieben. Der Wert dieser Leistung wurde beziffert, und auf Grund dieser städtischen Eigenleistung wurden europäische Gelder bewilligt. 2,1 Millionen Euro kostete Celles neues Kleinod - eine echte Bereicherung für die Herzogstadt.
n Schlossplatz 7, Di.-So. zehn bis 17 Uhr geöffnet, nachts Lichtkunst. Gemeinsamer Eintritt für Kunst- und Bomann-Museum drei Euro, ermäßigt zwei, Familien sechs.