Oberstaatsanwalt öffnet in Celle den »Giftschrank«
Kunstmuseum zeigt in Sonderschau Fälschungen von Klassikern der Moderne
Neue Presse, 07.02.2009 von Timo Fischer
Celle. Tolle Bilder hängen in der neuen Sonderausstellung im Kunstmuseum Celle: Erich Heckels „Drei sitzende Akte“, Georg Tapperts „Halbakt“, Paul Baums „Baum-Landschaft-Haus“. Beeindruckend gemalt, Klassiker ihrer Zeit nur leider nicht echt. „Falsche Moderne“ heißt die Schau deshalb auch.
Die gezeigten gefälschten Gemälde tauchten in den 90er Jahren auf dem deutschen Kunstmarkt auf. Sie stammen aus der Feder eines dubiosen Kunsthändlers, der vor einigen Jahren vom Landgericht Verden zu fast vier Jahren Haft verurteilt wurde. Dieser vermeidliche Kunsthändler habe einige fantasievolle und abenteuerliche Geschichten erfunden, um seine gefälschten Werke an den Mann bringen zu können, erklärt Oberstaatsanwalt Harald Range dazu. Ost-West-Verwirrungen, Zufallsfunde und Kriegswirren seien nur einige der Vorwände gewesen.
Aufgeflogen sei der aus de DDR stammende Fälscher durch einen allzu starken Terpentingeruch der Bilder und die Aufmerksamkeit wachsamer Zeugen, berichtet Range. Zuvor sei der 67-Jährige durchaus professionell vorgegangen: Um die Authentizität zu steigern, wurden bei einigen Werken Leinwände und Rahmen aus der jeweiligen Zeitepoche verwendet. Geforderte Expertisen fälschte der Fälscher. Die 25 Werke der verurteilten Kopisten wurden in der Celler Asservatenkammer verwahrt, Eigentümer ist das Land. Fünf der Werke befinden sich im Doerner-Institut in München als Anschauungsmaterial für Schulung von Kunstexperten.
Range wollte einige Bilder aber auch öffentlich zeigen was jedoch keine Freisprechung des Täters darstelle soll. Im Gegenteil, da sind sich Generalstaatsanwalt Harald Range und der Künstlerische Leiter des Kunstmuseums, Robert Simon, einig: Kunstfälschungen seien „kein Kavaliersdelikt“, man könne die Täter kaum „hart genug“ bestrafen. „Recht gut gemacht“ findet Simon die Werke allerdings auch. Es sei schon beeindruckend, mit welcher Präzision die Malerei eines Max Pechstein oder Erich Heckel und anderer Klassiker der Moderne kopiert wurden. Kunstsammler Robert Simon selbst ist bislang nie mit Fälschern konfrontiert worden, da er meist direkt mit zeitgenössischen Künstlern zu tun hatte.
Allerdings bleiben die Fälschungen auch im Kunstmuseum Celle in der Minderheit. Die Besucher können daneben zahlreiche echte Exponate bewundern, großartige zeitgenössische Werke aus der Privatsammlung von Museumsleiter Robert Simon.
„Falsche Moderne“, bis 1. März im Kunstmuseum Celle.