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Spiel mit Licht und Form

Cellesche Zeitung, 25.06.2019

Celle. Im wahrsten Sinne ein quietschbunter Auftakt brachte Passanten, Besucher des Celler Schlossparks und Gäste zum Schmunzeln und Rätseln. Schon vor der offiziellen Eröffnung der aktuellen Ausstellung „dynamic light“ mit Arbeiten von Daniel Hausig hatte sich dieser zu einer relativ spontanen Kunst-Performance auf der Rasenfläche zwischen Schloss und Celler Kunstmuseum überreden lassen. Mit neonfarbenen Schwimmreifen, die, zur Skulptur getürmt, den Besucher schon im Foyer begrüßen, hatten sich Studenten aus der Hochschule der Bildenden Künste Saar aufgemacht, das Areal zu erobern und auf die Ausstellung aufmerksam zu machen.

Kunst-Performance zur Ausstellungseröffnung "dynamic light" von Daniel Hausig vor dem Schloss. Quelle: Doris Hennies

Als Vorprogramm zur Vernissage hatte Künstler Daniel Hausig eine Performance vorbereitet. Nach einer kurzen Einweisung (oben links) machten sich seine Studenten aus der Hochschule der Bildenden Künste Saar mit neonfarbenen Schwimmreifen auf den Weg zur Rasenfläche vor dem Schloss, um dort spielerisch mit Licht und Farbe, Bewegung und Reflexion umzugehen und dabei Leuchttürme, Wege und Inseln zu schaffen.

Hausig spielt mit der Wirkung von Licht und Medium. In solchen Werken kann der Betrachter erfahren, wie intensiv sich Licht und Farbe gerade im Einsatz eines unerwarteten „Fremdkörpers“ auswirken. Das, was zu sehen ist, korreliert mit den Empfindungen, Erfahrungen und Assoziationen des Sehenden, Wahrnehmenden. Leuchtend-bunte Schwimmreifen auf einer sonnengefluteten Wiese – das mag zunächst an pures Badevergnügen erinnern – jedem sein Inselchen, sein eigener Platz? Spielerisch aneinandergereiht, werden sie zum Weg, richtungsweisend: farbige Leuchtsteine, ausgelegt, um im unsicheren Dunkeln den Heimweg wiederzufinden – individuell beschreitbar.

Die Ausstellung „dynamic light“ ist bis zum 8. September im Kunstmuseum Celle zu sehen. Zur Ausstellung werden in nächster Zeit zwei besondere Führungen der Kuratorin Julia Otto angeboten: Im Rahmen „Lichte Nächte“ ist das Haus morgen bis 20 Uhr geöffnet (freier Eintritt ab 17 Uhr). Die Führung beginnt um 18 Uhr. Die kostenlose Sonntagsführung am 30. Juni beginnt um 11.30 Uhr.

Durch Wandlung werden Reifen zu Bausteinen, entstehen immer wieder neue Skulpturen: Tunnel und Röhren, die den Weg beschneiden oder auch denjenigen, der drin steht, in surrealer Beleuchtung gefangen nehmen oder schützend umfangen? Die Türme werden in der Beugung zu lebendigen Wesen, Raupen gleich, die sich verbinden zu Brücken – bunten Kindertoren. Und ja, bei all dem ist der spielerisch-humorvolle Ansatz gewollt. Hausigs Arbeiten setzen sich neben Licht auch mit der Auswirkung und Stimmung, dem Wohl- oder Unwohlgefühl, mit der gesamten Palette von Wahrnehmung auseinander. „Im Grunde bin ich ein Maler – auch wenn meine Materialien oft technologisch-wissenschaftlich sind und meine Farben kabelgebunden.“

In der Ausstellung macht der bildende Künstler mit dem Schwerpunkt Licht und Intermedia deutlich, wie gut er moderne Lichtquellen zu nutzen weiß, um seine Vision optisch einnehmender, verfremdender und faszinierender Lebenswelten zu schaffen. Hausig studierte an der Schule für Gestalten sowie an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Er war Mitglied der Schweizer Künstlergruppe Projekt Querschnitt und wurde 1999 zum Professor für Malerei und Intermedia an die Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken berufen.