Ein stählernes Feuerwerk ziert Celles 24-Stunden-Museum
Kunst-Star Otto Piene hat eine große, zweiteilige Stahl-Plastik aufgebaut.
Neue Presse, 03.11.2006 - VON EVELYN BEYER
CELLE. Die Farbe knallt. Explodiert. Zwei feuerrote Kugeln mit spitzen Strahlen ragen in den Celler Himmel, zur Stadtseite hin vor dem Kunstmuseum. Ein "Gefrorenes Feuerwerk" hat Otto Piene, einer der wichtigsten deutschen Künstler der Nachkriegszeit, für das Haus mit der Sammlung Robert Simon geschaffen, das schon einige seiner Werke beherbergt. Und wie das "24-Stunden-Museum" selbst, das bei Dunkelheit in allen Farben leuchtet, hat auch Pienes Plastik ihre helle Nachtseite: Ein Lichtstrahl vom Balkon wird über einen Spiegel in die Wolken gelenkt.
"Schon wenn man auf Celle zufährt, wird man ihn sehen", sagt Piene, "noch experimentieren wir, probieren verschiedene Scheinwerfer aus." Denn der Lichteffekt ist wesentlicher Bestandteil der Plastik: "Licht ist Leben, Bewegung, Atem, Energie", sagt Piene, "es ist der Stoff, durch den wir alles sehen." Und es ist der Stoff, aus dem ein Großteil der Kunst des 78-Jährigen ist, der Mitbegründer der Künstlergruppe ZERO war und dessen "Sky Art" 1972 die Eröffnung der Olympischen Spiele in München mit gestaltete; 2003 erhielt er den Weltkunstpreis. Für das Celler Kunstmuseum mit der Sammlung Robert Simon schuf er bereits einen Lichtraum mit einem funkelnden Kosmos und tanzenden Planeten.
Doch schon, als der in Düsseldorf und in Massachusetts lebende Künstler 2001 auf dem Opernplatz in Hannover in einer spektakulären Aktion einen riesigen Plastikstern schweben ließ, hatte er den Gedanken, ähnliche Formen in Stahl zu entwickeln: "Stahl ist dauer- und wetterfest, er hat Kraft", schwärmt Piene, "und das Licht gibt ihm Leben, bringt die sonst starre Plastik optisch in Bewegung."
Alle Straßen rings ums Museum ist er abgeschritten, um die genaue Platzierung der Rohre und Sterne zu bestimmen. Mit 8,5 Meter Höhe formen sie mit dem Museum ein harmonisches Ensemble: "Pienes Plastik ist der Gegenpol zu unserem leuchtenden Foyerbau", sagt Robert Simon, "erst damit ist der Umbau des Kunstmuseums wirklich vollendet."