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BeatFreaks auf dem Catwalk / Futuristisch-sportliche Kreationen

BeatFreaks auf dem Catwalk / Futuristisch-sportliche Kreationen 
Design-Studierende zeigen Mode-Inszenierung „hARTbeat“ 

30 Minuten lang marschieren Akteure in zwei Aufführungen über den Catwalk. Die Mode-Inszenierung „hARTbeat“ von Design-Studierenden der Fachhochschule Hannover (FHH) im Kunstmuseum in Celle hatte Tempo. 30 Minuten marschierten, flitzten und tanzten die Models vor rappelvollen Stuhlreihen über die Bühne.

BeatFreaks auf dem Catwalk / Futuristisch-sportliche KreationenCELLE. Tiefe Bässe wummern durch die erste Etage des Kunstmuseums. Die Tür zum Obergeschoss wird aufgestoßen. Und dann geht‘s zack, zack. Ein Modell jagt das andere. Die Mode-Inszenierung „hARTbeat” von Design-Studierenden der Fachhochschule Hannover (FHH) am Freitag hatte Tempo. 30 Minuten marschierten, schlichen, tanzten, schritten die BeatFreaks, wie sich die Akteure unter Leitung von Professorin Martina Glomb nennen, in zwei Aufführungen vor rappelvollen Stuhlreihen über den Catwalk. Sie präsentierten: futuristisch-sportliche Kreationen mit viel Kapuze, vielen Falten, vielen Schlaufen.

30 aufregende Minuten nicht nur für Modefreaks. Zwei Jahre tüftelte das 90-köpfige Team der Studiengänge Medien, Information und Design an der Show, in der die Schnittstelle zwischen Mode und Pop die Hauptrolle spielt. Einer Show, die extra auf die Räume des Kunstmuseums und die laufende Klangkunstausstellung „Sonar” zugeschnitten ist. Inspirationen lieferten Musiktrends wie HipHop und Elektro sowie Künstler wie Prince und Björk. Zu letzterer, der unangepassten Isländerin, zeigten die Studierenden den interessantesten Part. Eine Schleppe mit Schellen ersetzte die immerwährende Musikbegleitung. Die plötzliche Stille sorgte für den notwendigen Spannungsaufbau bei der Nonstop-Berieselung. Tiefverschleiert oder kindlich verspielt kamen die BeatFreaks daher. Björks eigenwillige Metamorphosen nahmen Gestalt an. Gehör verliehen ihr eine Opernsängerin, die diesen Teil der Show für die Zuschauer unsichtbar live begleitete.

Doch auch das von einem Stoff-Pfeil durchbohrte Modell oder der sonnenbebrillte coole Typ mit kindlich wirkenden Hosenträgern an den Shorts ließen die Augenbrauen mit einem „Ups” in die Höhe schnellen. Der Eindrücke nicht genug sorgten Projektionen von Fotografien auf den Kühlschränken der Schau „Sonar” für ein visuelles Blitzgewitter.

„Dies ist keine normale Modenschau”, bekräftigt Martina Glomb, die zwölf Jahre als Chefdesignerin bei der Mode-Ikone Vivienne Westwood tätig war. Die Hintergründigkeit der Kreationen zeigte sich auch in Details und Materialwahl. Da wären etwa die Hosen, die nur in der Bewegung Form annehmen. Ein Jahr Tüftelei steckt in dem Kleidungsstück, das die oberste Regel eines Diskjockeys: kein Stillstand, auf die Mode projiziert. Und da wären Elemente aus Glückwunschkarten, die im Ärmel eingenäht, beim Laufen den richtigen Raschelton erzeugen, sowie selbstgestrickte Mützen und jede Menge witzige Hingucker wie eingearbeitete CDs und Kassetten.

Auch für die richtige Einstimmung auf das schrille Spektakel hatten die Gäste aus Hannover gesorgt. Im Erdgeschoss hingen nicht nur kunstvolle Fotografien der Mode-Kreationen. Sechs „Musik-Boxen”, fahrstuhlgroße Nischen, luden zum Hören von Musikrichtungen wie Swing oder Beat Generation ein. Musikrichtungen, die auf Aufgeschlossenheit angewiesen waren, um zu überdauern.

Offen für Neues zeigten sich die Zuschauer bei „hARTbeat”. Langanhaltender Applaus für eine Modenschau mit Tiefgang.

Cellesche Zeitung, 14.05.2007