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Patentiertes Leuchten im zehnten Jahr

Neue Kunst lockt ins Licht

Ausstellung „Strahlkraft und Leuchtzauber“ wird heute im Kunstmuseum eröffnet

Das Konzept von Kunst rund um die Uhr ließ sich Robert Simon, künstlerischer Leiter des 24-Stunden-Kunstmuseums, patentieren. Und es ist aufgegangen. Zehn Jahre ist das nun her. Grund genug für eine Ausstellung zu eben jenem Thema. Die Schau „Strahlkraft und Leuchtzauber“ wird heute um 19 Uhr eröffnet.

Von Silja Weißer

Patentiertes Leuchten im zehnten JahrCELLE. Eine Vision ist Wirklichkeit geworden: Mit Kunst rund um die Uhr wollte Robert Simon, künstlerischer Leiter des 24-Stunden-Kunstmuseums, dem Haus am Schlossplatz 7 ein eigenständiges Profil verpassen. So geschehen vor genau 10 Jahren. „In der dunklen Jahreszeit“, erinnert sich Simon, wenn die nachtaktive Seite des Hauses schon früh zu strahlen beginnt, wenn Glühbirnen und Neonröhren diverser Kunstwerke zum Einsatz kommen, wenn sie die Passanten an die Fenster locken und verharren lassen – auch außerhalb der Öffnungszeiten. Das einzigartige Museums-Konzept, Kunst rund um die Uhr anzubieten, ließ sich Simon 1998 unter der Nummer 39654828 patentieren. Es ging auf. Grund zum Feiern.

Die Geburtstagsausstellung, die heute, 19 Uhr, eröffnet wird, hat einen Namen: „Strahlkraft und Leuchtzauber“ gibt einen Überblick über den Lichtkunstbestand seit der Gründung des Hauses vor 13 Jahren. Vertreten sind unter anderem Klaus Geldmacher, Brigitte Kowanz, Vollrad Kutscher, Francesco Mariotti, Leonardo Mosso und allen anderen voran Otto Piene. Letzterer lässt sich mit seiner orange-roten Doppelskulptur „Feuerwerk für Celle“ an der Rückseite des Kunstmuseums nicht übersehen. Auch mit seinem speziell für Celle konzipierten Lichtraum ist er nicht mehr aus der Sammlung wegzudenken.

Einen Meilenschritt in Richtung seines Ziels, mit Lichtkunst Schwellenängste zu nehmen, ging Simon 2005, dem Jahr des Um- und Anbaus des Museums. Seither lockt ein bei Dunkelheit leuchtender Eingangskubus Besucher ins Haus.

Wer genau hinsieht, entdeckt jetzt oben an der Fassade ein blinkendes Herz, genauer: die Ziffer 2, die von ihrem spiegelverkehrtem Gegenüber angefunkt wird. Das Werk „zwei zu zweit“ des in der Ausstellung sehr stark vertretenden Timm Ulrichs ist nur eine von recht jungen, noch nie im Museum gezeigten Positionen der Schau.

Neben Arbeiten wie Brigitte Kownaz´ „Morsealphabet“ von 1997, einem Multiples von Joseph Beuys aus dem Jahre 1985, oder Pierre-Marie Lejeunes „Omega“ (2001) einer reizvollen Verbindung von Stahl und Licht, zeigt die Schau wie dehnbar und facettenreich der Begriff Lichtkunst ist.

Neben den vielen „Ahas“, die die Schau zu bieten hat, entlockt eine Installation von Vollrad Kutscher dem Besucher ein Lächeln. Der Künstler ordnet zwei von hinten bestrahlte Ventilatoren mit aufgesetzten Scherenschnitten von Heinrich Böll und seiner Frau so trickreich im verdunkelten Multimediaraum des Museums an, dass die Gesichter-Profile wie Suchscheinwerfer an der Wand irren. Der Titel des Werkes „Rendez-vous“ bekommt einen tragischen Charakter, zumal sich das Ehepaar zu selten, und wenn, dann zufällig trifft. Ein Rendez-vous mit der Lichtkunst sollte jedoch keiner verpassen.

Cellesche Zeitung, 07.11.2008