»Leuchtzeichen« setzten Energie frei
Neue Lichtkunstausstellung im Kunstmuseum Celle mit Sammlung Robert Simon
Es gibt nur wenige Museen in Deutschland, die sich gezielt der Lichtkunst widmen, eines davon ist das Kunstmuseum Celle mit Sammlung Robert Simon, in dem die Ausstellung „Leuchtzeichen“ des holländischen Künstlers Jan van Munster sowie des deutsch-russischen Künstler-Duos „molitor & kuzmin“ eröffnet wurde.
Cellesche Zeitung, 03.11.2009 - von Aneke Schult
CELLE. Die neue Ausstellung „Leuchtzeichen“ im Kunstmuseum Celle mit Sammlung Robert Simon setze internationale Maßstäbe, betonte der künstlerische Leiter Robert Simon erfreut. Außergewöhnlich sei ihre „Rund-um-die-Uhr-Wirkung. Auch Wolfgang Fragge, Geschäftsführer der SVO-Energie GmbH Celle, die als Ausstellungsförderer und „Kulturpartner“ gewonnen werden konnte, bemerkte mit Freude: „Ihre Lichtkunst funktioniert nicht ohne unsere Energie“. Noch etwas gefalle ihm am 24-Stunden-Kunstmuseum: „Hier gehen die Lichter nie aus“.
Was es aus Künstlersicht mit Energie und Licht auf sich hat, erläuterten die Museumsmitarbeiterinnen Julia Otto und Martina Löhle in frischen, klaren Vorträgen. Über Jahrzehnte hinweg habe der holländische Lichtkunst-Klassiker Jan van Munster scheinbar konsequent ein einziges Thema verfolgt: Energie. Was ist Energie? Wie wird sie erzeugt, übertragen, gespeichert, verschwendet? Seit den 70er Jahren kreist sein Schaffen um Licht, daneben um Holz, Bronze, Ton und Stein, Kunststoffe, Glas, Kälte oder Wärme. Und immer wieder Licht. Dabei gehe es van Munster „in allererster Linie nicht um das rationale Erfassen und Begreifen von Energie, sondern um ihre sinnliche Erfahrung“, so Otto. „Kern“-Energien wie die Lebensenergie, geistige Energie oder emotionale Energie durchströmen sein Werk. Nicht abstrakt, sondern erfahrbar real – etwa bei den „Brainwaves“, und „Clones“, aufgezeichneten und künstlerisch verwerteten Stromflüssen des eigenen Gehirns. Der Clou an der Werkgruppe „Zwei Quadrate an einem Nagel“ seien für Otto die Materialien Licht und Kreide. Begriffe wie schwerelos, immateriell oder „simuliertes Gewicht“ lösen Gedankenimpulse aus.
Besonders strahlstark verwandeln die getürmten Lichtwerke des deutsch-russischen Künstlerduos „molitor und kuzmin“ das Kunstmuseum von allen Seiten in eine leuchtende Hülle. Die Künstler haben eigens für die Rückseite des Hauses eine Lichtinstallation entwickelt. „In der Dunkelheit erscheinen 25 Stäbe aus Licht kraftvoll als Stütz- und Tragepfeiler des gesamtes Daches“, erklärte Martina Löhle. „Sie verkanten sich spannungsgeladen im Dachgiebel, streben filigran nach oben und bersten zugleich mikadohaft auseinander.“ So reagieren „molitor & kuzmin“ sensibel auf Orte und Räume, ohne aufzuhören, dabei die eigene künstlerische Sprache zu formulieren. Vor allem mittels Leuchtstoffröhren erzeugen sie eine geballte Ladung Licht. Pure Kraft. Klarheit und Poesie hängen bei ihnen an demselben Kabel. Sogar auf Reisen schicken sie das Licht. Neun ihrer Lichtobjekte und –skulpturen sind in der Ausstellung zu sehen.
Öffnungszeiten: Bis zum 28. Februar im Kunstmuseum, dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr, von außen täglich von 10 bis 17 Uhr.
Führung: Einen besonderen „Lichthappen“ serviert „Museum am Mittag“ am Mittwoch, 4. November, 13 Uhr, im Kunstmuseum Celle. Im Mittelpunkt der 10- Minuten- Kunstbetrachtung stehen die Lichtkunstwerke von Jan van Munster. Treffpunkt ist das Foyer des Kunstmuseums. Der Eintritt inklusive kleinem Imbiss und Getränk beträgt 5,50 Euro.
Der niederländische Lichtkünstler Jan van Munster und das deutsch-russische Duo „molitor und kuzmin“ vor den „Leuchtzeichen“ in der Ausstellung im Kunstmuseum. Foto: Müller