Bildhauer-Energie zwischen Plus und Minus
Die Auseinandersetzung mit dem Thema Energie zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk des holländischen Künstlers Jan van Munster. In der Ausstellung „Leuchtzeichen“, die heute im Kunstmuseum Celle mit Sammlung Robert Simon eröffnet wird, sind neun seiner Arbeiten neben Lichtobjekten des deutsch-russischen Künstler-Duos molitor & kuzmin zu sehen. CZ-Mitarbeiterin Aneka Schult führte mit Jan van Munster ein Vorab-Interview.
Cellesche Zeitung, 30.10.2009
Ihre Werke sind geladen. Was bedeutet für sie Energie? Ist es mehr Thema oder mehr Material?
Seit der Akademiezeit reizt mich Energie. Sie steckt in Holz, Granit, Bronze oder Stahl, in Quecksilber, Neon, Eis und Wasser. Mir geht es um die immanente Energie der Materialien sowie um Energie in Form von Wärme, Kälte, Licht oder Ladung. Manchmal lässt sich Energie ganz direkt in den Neon-Skulpturen wahrnehmen, manchmal nur als Aura, wie bei den Granit-Skulpturen. Sie speichern Energie wie ein Akku, eine Batterie. Plus und Minus spielen für mich ebenfalls eine große Rolle. Das Yin und Yang und der Aspekt der Spannung.
Energie ist ein Begriff aus der Physik. Gehen Sie an Ihre Arbeit wissenschaftlich heran?
Nein, es ist eher ein Gefühl. Es sind Gedanken. Zum Beispiel leben wir nicht mehr in einer Plus-Zeit, sondern einer Minus-Zeit. Damit meine ich weniger die Negativbilanzen. Plus verbinde ich mit großen Ideen, der Antike, mit Pyramiden. Wir werden bestimmt von kleineren Größen, Gentechnologie, Computerchips.
Die Energie des Bildhauers, heißt ihr Katalog. Was meinen Sie damit?
In jedem Material ist etwas verborgen. Auch in mir. Seit 2000 ist die Werkgruppe der Brainwaves entstanden, asymmetrische Zitterlinien, meine eigenen durch EEG sichtbar gemachten Hirnströme, umgesetzt als Neon-Lichtobjekte. Das Ich taucht in meinen Werken häufig auf. Manchmal als moi oder ik.
Im Kunstmuseum sind vor allem „Brainwaves“ oder sogenannte „Clones“ zu sehen. Was interessiert Sie immer aufs Neue daran?
Energien, die im Grunde unsichtbar sind, werden sichtbar gemacht. In Momentaufnahmen. In blauer, kühler Argon-Farbe und warmer Neon-Farbe offenbaren sich meine Gehirnströme und Gedanken. Das ist spannend.
Waves and Lines – welche Art von Energien tragen diese beiden Werkgruppen in sich? Und was passiert mit der Energie?
Man könnte sagen, die Wellen stehen eher für Emotionen, die Lines für die Ratio. Ich bin Niederländer. Wie Mondrian. Ich arbeite so, dass die Arbeiten ohne mich allein weiter leben können. Im besten Fall wird die Energie an den Betrachter weitergegeben, bleibt im Fluss und der Energiekreislauf funktioniert.
Die Ausstellung: Ausstellungseröffnung ist heute um 19.30 im Kunstmuseum, Schlossplatz 7. Der Künstler Jan van Munster und das Künstlerduo molitor & kuzmin sind anwesend. Laufzeit der Ausstellung ist bis zum 28. Februar 2010, dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr. Von außen rund um die Uhr. Die erste Führung findet am Sonntag, 1. November, um 11.30 statt – die Führung ist kostenlos, es wird nur der Museumseintritt erhoben.