Die Nackten und die Falschen
Auftragswerke eines kriminellen Kunsthändlers werden in Celle ausgestellt
Braunschweiger Zeitung, 18.02.2009 - von Andreas Berger
Die leise Ahnung hat man ja schon manchmal selbst in ehrwürdigen Kunstinstituten, dass da vielleicht doch mal was Unechtes hängt. Auch die barocken Herzöge kauften schon Bilder als originalen Tizian oder Rembrandt, und inzwischen weiß man, sie sind bloß aus der Werkstatt. Eines von dreihundert Bildern sei im Durchschnitt nicht echt, sagt ein Experte.
Kriminell wird es freilich, wenn Bilder bewusst gefälscht werden. Im Celler Kunstmuseum sind bis 1. März neun Stücke eines Falls ausgestellt, bei dem ein Händler solche Fälschungen selbst in Auftrag gegeben hatte. Unter Verwendung alter Leinwände und Farben ließ er nach Motiven bekannter Künstler Werke malen, die er dann Museen und Galerien als Neuentdeckungen aus Nazi-Verstecken und DDR-Nachlässen präsentierte. Zur Beruhigung: Alle Käufe scheiterten an den ausbleibenden Expertisen, die der Händler von Experten beschaffen wollte. Doch die waren wachsam.
Nun sind das durchaus gut gelungene Gemälde, die da in Celle zu sehen sind. Besonders die "Sternbrücke", die der Händler Christian Rohlfs zuschreiben wollte, ist eine stimmungsvolle, frühexpressionistische Szene. Auch die impressionistische Baum-Landschaft-Haus-Gruppe, die Paul Baum angedichtet wurde, ist gekonnt imitiert.
Bei den drei nackten Damen in Orange-Gelb, die ein Motiv Erich Heckels variieren, würde man sich über die plane Malweise, die den pastosen Farbauftrag der Expressionisten vermissen lässt, eher wundern.
So hatte eine Expertin auch Zweifel, die hübsch postierten zwei nackten "Mädchen im Wald" diesem Maler zuzuordnen, tippte motivisch eher auf Otto Mueller. Prompt fälschte der Händler eine Expertise auf Muelles Namen schrieb ihn allerdings mit ü. So flog die Sache auf. In einem anderen Fall machte der Geruch von frischer Ölfarbe und Terpentin skeptisch.
Der Händler erhielt wegen Betrugs und Urkundenfälschung eine Freiheitsstrafe. Die Malerin konnte sich darauf hinausreden, sie habe geglaubt, die Stücke seien für private Zwecke. Immerhin wurden unter den beschlagnahmten 100 Bildern nur 25 als unecht nachgewiesen, bei anderen widersprachen sich selbst Experten.
Bis 1. März Di.-So. 10-17 Uhr.