Engagierter Blick auf die Welt
Eröffnung der Ausstellung „Jugend gestaltet“ im Celler Kunstmuseum
Unsere Jugend ist verloren. Kennt keine Werte. Hat nur Konsum im Kopf. Von wegen. Besucht man das Kunstmuseum Celle mit Sammlung Robert Simon, sieht man da Liebe zur Natur, gebastelte Puppen, gezeichnete Fantasie, fotografierte Sehnsüchte und Ängste – authentische, ehrliche Auseinandersetzungen mit sich und der Welt.
Cellesche Zeitung, 20.04.2010 - von Aneka Schult
CELLE. Im Rahmen des 15. Landeswettbewerbs „Jugend gestaltet“ sind 264 unterschiedlich formulierte Stellungnahmen zum Existenzdiskurs entstanden. Sie wurden von einer Fachjury aus Künstlern, Kunsterziehern und Professoren von 2050 eingereichten Wettbewerbsbeiträgen aus 120 Schulen ausgewählt.
Der Ansturm auf die Ausstellungseröffnung im Kunstmuseum, das Niedersachsens jüngsten Nachwuchskünstlern zum zweiten Mal eine professionelle Ausstellungsplattform und einen eigenen Katalog bietet, war enorm. „920 Besucher kamen von überall her angereist, so viele wie noch nie“, freut sich der künstlerische Leiter des Museums Robert Simon.
„Musisch-künstlerische Fächer haben eine wichtige Bedeutung für die Entwicklung junger Menschen“, betonte Celles Oberbürgermeister Dirk-Ulrich Mende und kritisierte den heutigen Konsum als Ersatz für eine umfassende Lebensvorbereitung.
Die am Wochenende noch amtierende Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann, die Islands Vulkan-Wolke vom pünktlichen Erscheinen zur Eröffnung abhielt, erkannte ebenfalls den Wert der jungen Arbeiten, die es zu besonders „hoher Qualität und anspruchsvollem Niveau“ geschafft hätten, an. Dies sei nicht zuletzt ein Verdienst von „qualifizierten, engagierten, anregenden Lehrkräften“. Kunst zeuge „immer von der Auseinandersetzung mit sich selbst, den eigenen Erfahrungen und der Wahrnehmung der Welt.“ Das sei umso wichtiger in einer Zeit, in der die Medien tonangebend sind. Ohne Untertreibung sind die Arbeiten in allen möglichen Techniken von der Zeichnung, über Film, Fotografie und Skulptur, Collage bis zur Malerei, mindestens zwei Besuche wert.
Annelore Tonscheidt, Vorsitzende des den Wettbewerb seit 30 Jahren ausrichtenden Vereins, betonte die thematische Ungebundenheit der Kreationen. Nur diese Freiheit ermögliche wahre Einblicke in die Welt der jungen Menschen. Die Teilnehmer selbst könnten sich glücklich schätzen über die professionelle Aufbereitung ihrer Arbeiten durch die künstlerischen Mitarbeiter Daphne Mattner und Diana Chwalczyk. Zudem winkt einigen Schülern der Publikumspreis, ein Kunst-Wochenende in Hannover. Ein Landespreisträger reist mit Jugendlichen anderer Bundesländer nach Berlin. All dies sei nur möglich dank der Sponsoren: neben dem Kultusministerium die VGH-Stiftung sowie die Stiftung Niedersachsen.
Öffnungszeiten: Die Ausstellung ist zu sehen bis zum 30. Mai im Kunstmuseum, Schlossplatz 7, dienstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr. Infos zum Workshop „Schriftattacke oder was bleibt hängen? Jugend kommentiert Kunst!“ und zum Rahmenprogramm unter s (05141) 12685. Der Katalog zur Ausstellung ist im Kunstmuseum Celle für 6 Euro erhältlich.