Kostbare Klassiker, kühle Abstraktion: Blick auf bewegte Kunst-Epoche
Doppelausstellung von Moderne und Gegenwart ab Sonntag im Kunstmuseum Celle
Ein Zeitsprung von der Moderne in die Gegenwart ist die neue Doppelausstellung im Kunstmuseum Celle mit Sammlung Robert Simon. Klassiker der Kunst-Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts aus der exquisiten Grafik-Sammlung der Städtischen Galerie Delmenhorst treffen auf Lienhard von Monkiewitschs kühle Abstraktionen seiner Ausstellung „Sein & Schein“.
Cellesche Zeitung, 11.06.2010 - von Aneka Schult
CELLE. Einen hochwertigen Einblick in die Kunst-Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts bietet die Kabinett-Ausstellung „Ausdruck der Moderne. Grafische Schätze der Städtischen Galerie Delmenhorst“ im Kunstmuseum Celle mit Sammlung Robert Simon.
Gezeigt werden herausragende Zeichnungen und Druckgrafiken einer Künstlergeneration, die bahnbrechende Beiträge zu einer neuen, vom überlieferten Formenschatz befreiten Bildsprache leistete. Sie dokumentieren das lebhafte Nebeneinander von expressiven, futuristischen, kubistischen und konstruktivistischen Tendenzen in den Arbeiten bedeutender Künstler wie Alexander Archipenko, Heinrich Campendonk, Willi Baumeister, Lyonel Feininger, Paul Klee, Wassily Kandinsky und Kurt Schwitters. Künstlerformierungen wie Der Blaue Reiter, Der Sturm und das Bauhaus waren permanent bemüht um einen fortschrittlichen, dynamischen Ausdruck. In der Unmittelbarkeit der kleinformatigen Handzeichnungen, Holzschnitte und Lithografien wird deutlich, mit welcher Intensität die Künstler sich den gestalterischen und gesellschaftlichen Herausforderungen ihrer Zeit stellten.
Das Herzstück der Präsentation bildet die III. Bauhaus-Mappe mit insgesamt 14 Künstlergrafiken, welche im Jahr 1922 unter dem Titel „Neue Europäische Graphik“ erschien. Auflagenhöhe: 130 Exemplare. Obwohl graphische Arbeiten nicht im Lehrprogramm des Bauhauses verankert waren, nahmen sie einen Großteil der Praxis in den Anfangsjahren des Instituts ein. Viele Bauhaus-Meister beschäftigten sich gerade zu dieser Zeit mit verschiedenen Drucktechniken. Mit den Bauhaus-Mappen verfolgte man das Ziel, die skeptische Öffentlichkeit mit Arbeit und Intention des Bauhauses bekannt zu machen, nicht zuletzt aus Sorge um die spärlichen Zuschüsse. Auch eine kleine Vitrine mit Kandinsky-Holzschnitten gehört zu den Kostbarkeiten der Kabinett-Ausstellung.
Robert Simon, der künstlerische Leiter des Kunstmuseums, freut sich sehr, dass diese künstlerische Aufbruchsstimmung in der Celler Ausstellung lebendig zur Geltung kommt: „Mein großer Dank gilt Barbara Alms, der Leiterin der Städtischen Galerie Delmenhorst, die es ermöglich hat, die konservatorisch streng behüteten Grafikschätze in unserem Haus zu zeigen. Für das Kunstmuseum Celle bedeutet diese hochkarätige Präsentation zudem einen erweiterten Blick auf die bewegte Kunstepoche der 20er und 30erJahre, die in meiner Sammlung durch die Künstler Erich Wegner und Grethe Jürgens vertreten sind.“
Eröffnung: Die Ausstellung „Ausdruck der Moderne. Grafische Schätze aus der Städtischen Galerie Delmenhorst“ wird am Sonntag, 13. Juni, um 11.30 Uhr im Kunstmuseum Celle, Schlossplatz 7, eröffnet. Zur Einführung spricht Barbara Alms, Leiterin der Städtischen Galerie Delmenhorst. Zeitgleich eröffnet die Ausstellung „Lienhard von Monkiewitsch. Sein und Schein“. Beide Ausstellungen enden am 3. Oktober.