»Kraft der Idee« entfaltet Wirkung
Cellesche Zeitung, 18.12.2010
Wenn Kunstsammler Museen gründen, steht im Hintergrund meist sehr viel Geld. Doch auch ohne Millionen-Vermögen kann privates Engagement für das Kunst- und Kulturleben einer Stadt wirkungsvoll und erfolgreich sein. Ein Beispiel ist der in der Kunstwelt ungewöhnliche Einsatz des Sammlers Robert Simon in Celle.
CELLE. Zeit, Energie und vor allem Ideen sind das Kapital, das Robert Simon neben seiner umfangreichen Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst kontinuierlich in die Kooperation mit der Stadt Celle einbringt. 1995, genauer gesagt am 15. Dezember, begann diese Zusammenarbeit mit einer zeitlich befristeten Präsentation von Gemälden, Grafik und Skulpturen aus der Sammlung Robert Simon. Für die wenigsten war damals vorstellbar, dass aus diesem erstem „Museum auf Zeit“ in wenigen Jahren ein eigenständiges Haus werden könnte – noch dazu mit tragfähiger Zukunftsperspektive und überregionaler Wirkung. Dafür sorgen heute der Schwerpunkt internationale Lichtkunst und das überzeugende Alleinstellungsmerkmal als „Das erste 24-Stunden-Kunstmuseum der Welt“.
Simon allerdings hat es sich vorgestellt: Wie schon bei der Hannoverschen Skulpturenmeile, die er initiierte und allen Widerständen zum Trotz realisierte, erwies sich der Visionär auch in Celle als zupackender Kultur-Unternehmer. Seit 15 Jahren kümmert er sich in ehrenamtlicher Arbeit, aber mit vollem Einsatz, um alle Bereiche der professionellen Museumsarbeit: von der Konzeption des Ausstellungsprogramms und des Museumsprofils über Drittmittel-Einwerbung, Öffentlichkeitsarbeit und Kunstvermittlung bis hin zur Gründung eines Freundeskreises.
„Kunst war für mich schon immer an eine ganz wichtige Quelle für Denkanstöße. Diese Energie weiterzugeben, besonders an Menschen, die noch keinen Kontakt zur Kunst hatten, ist mir seit langem ein Herzensanliegen. Mein Traum-Museum war nie ein Ehrfurcht gebietender Tempel für Kunst. Sondern ein Haus, das sich möglichst vielen Menschen öffnet, unabhängig von Alter, Bildung oder Geldbeutel.“, erklärt der Stifter, Museumsgründer und künstlerische Leiter Simon seine Motivation.
Mit dem beim Deutschen Patentamt registrierten Museumskonzept des 24-Stunden-Kunst-museums hat er diesen Traum Wirklichkeit werden lassen. Nachts bestimmt Lichtkunst das Gesicht des Museums und ermöglicht den Rund-um-die-Uhr-Betrieb ohne zusätzliche Personalkosten. Beim Spaziergang rund um das Gebäude kommen zufällige Passanten und gezielte Besucher kostenlos zu hochkarätigem Kunstgenuss.
Das „Prinzip Simon“ verbreitet und potenziert sich fast wie im Schneeballsystem. Neben den Besuchern trägt auch das kleine Team wissenschaftlicher, freier und ehrenamtlicher Mitarbeiter, die Simon mittlerweile in der Museumsarbeit unterstützen, den Funken kreativer Energie weiter. Das außergewöhnliche Museumskonzept ist für sie Anreiz und Herausforderung, selbst neue Ideen für Ausstellungen und Kunstvermittlung zu entwickeln. Ein Beispiel ist das deutschlandweit erste „Lichtkunstlabor für Kinder“, das Simons Vision des offenen Museums konsequent fortführt. Inzwischen kommen pro Jahr 4000 bis 6000 Kinder und Jugendliche ins Haus. Vom ersten Museumsbesuch an fasziniert sie das zauberhafte Leuchten der Lichtkunst genauso wie die Erwachsenen.
Celles Ausnahme-Museum wird wahrgenommen: Positive Medienresonanz, stetig steigende Besucherzahlen, ein wachsender Freundeskreis und bundesweite Auszeichnungen sprechen eine deutliche Sprache. Die „Kraft der Idee“ entfaltet ihre Wirkung.