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Große Gesten und Glanzlichter

Große Gesten und Glanzlichter

Starke Gesten in satter Farbe markieren die Großformate von Dieter Krieg. Banale Alltagsgegenstände bespielen den Grund. Mit der Ausstellung „Prachtstücke“ bestätigt das Kunst­museum Celle mit Sammlung Robert Simon einmal mehr seine Rolle als besonderes Aushängeschild der Stadt.

Cellesche Zeitung 25.06.2012 - von Aneka Schult

Große Gesten und GlanzlichterCELLE. „Wenn mich Malerei jemals angemacht hat, dann jene von Dieter Krieg“, erklärte der Hausherr des Celler Lichtkunstmuseums anlässlich der am Sonntag eröffneten Jubiläumsausstellung „Prachtstücke“ mit Werken von Dieter Krieg. Der Künstler wäre in diesem Jahr 75 Jahre alt geworden.

Schon beizeiten hat Simon begonnen, in seiner Sammlung einen Schwerpunkt auf Kriegs Malerei zu setzen. „Mich verbindet mit Dieter Krieg eine lange Zusammenarbeit und große gegenseitige Wertschätzung“, so der Museumsleiter. Die persönliche Beziehung kommt vor allem in den übermalten Fotografien zum Ausdruck, mit denen der Maler dem Sammlerehepaar immer wieder seine künstlerischen Grüße zukommen ließ.

In Celle nun habe Simon eine „wunderbare und würdige Dieter-Krieg-Ausstellung“ geschaffen, die selbst dem Verweigerer jeglicher Würdigungen gefallen hätte, wie Klaus Gerrit Friese von der Stiftung Dieter Krieg in Stuttgart in seiner sehr profunden Rede konstatierte. Dass Friese seine Einführung in Leben und Werk des Malers mit einem Kochbuch begann, verlieh dieser nicht nur souveränen Witz, sondern gab den Besuchern ein neues Werk-Rezept anheim. Kriegs Vater nämlich war Koch und so ebenfalls getrieben vom Ringen um die Meisterschaft. Von der Kunst des Kochens, von „Sauerkraut, Kalbsköpfen und Hirn auf Toast“ hin zum Krieg’schen Spiegelei war es somit gar kein allzu großer Schritt. Groß an Kriegs Werken ist die Geste. Dennoch sei Krieg ein konzeptueller Künstler gewesen, dem es um eine genaue Motivauswahl ging. Das Textkonvolut im Foyer des Kubus bezeugt Kriegs gehörige Kopflastigkeit. Musil, Proust und Beckett sind nur einige Ideengeber, die sein Schaffen beflügelten. So war Krieg zeitlebens der Frage auf der Spur: „Was ist eigentlich diese farbige Fläche, die vorher nicht da war?“ Und überwältigt habe Krieg, dem ewigen Zweifler an seiner Kunst, lediglich, ein „Glanzlicht mit pastosem Weiß“ geschaffen zu haben. Wie kein anderer hat der Maler es verstanden, Farben zum Leuchten zu bringen.

Dieses Leuchten im Lichtkunstmuseum ist im Jubiläumsjahr des 2005 verstorbenen Malers deutschlandweit singulär. Das betonte anerkennend Celles erste Stadträtin Susanne Schmitt. Eine Bereicherung der ehrwürdigen Fachwerkstatt nannte Johanna Wanka, Ministerin für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachsen, das gläserne Kunstereignis für jedermann. Mit der aktuellen Celler Ausstellung ehre man „eine der stärksten Künstlerpersönlichkeiten der zeitgenössischen deutschen Malerei“. Friese schloss in Anlehnung an die bekannte Tonbandaufnahme: „Allen Malern herzlichen Dank.“

Öffnungszeiten: Die Ausstellung ist zu sehen bis 7. Oktober im Kunstmuseum Celle, Schlossplatz 7, dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr.