Neue Attraktion in Celle
Das erste 24-Stunden-Kunstmuseum der Welt
boulevard AIRPORT Das Magazin vom Flughafen Hannover Ausgabe 3/06
lm beschaulichen Celle sind die meisten Hannoveraner schon einmal gewesen. Die herzogliche Residenzstadt, die auf 700 Jahre Stadtgeschichte zurückblickt, lädt auswärtige Gäste in erster Linie zu einem ausgiebigen Altstadt-Bummel ein. Über 50O Fachwerkhäuser prägen die Gassen, eine Fassade schöner herausgeputzt als die andere. Ebenso herrlich und noch älter ist nur noch das prächtige Celler Schloss, in dem sich Deutschlands ältestes bespielbares Barocktheater befindet.
Seit diesem Sommer glänzt die traditionsbewusste Fachwerkstadt durch eine neue Attraktion: Dem ersten 24-Stunden-Kunstmuseum der Welt! 39854828 - unter dieser Nummer ist beim Deutschen Marken- und Patentamt in München dieses einzigartige Museumskonzept registriert. Das Museumsgebäude, in dem dieses Konzept auf drei Etagen realisiert wird, liegt besucherfreundlich mitten im historischen Stadtkern. Schon die Einblicke von außen in den gläsernen Bau machen sehr neugierig ...
24-Stunden-Kunstmuseum heißt: Rund um die Uhr spannende Begegnungen mit moderner und zeitgenössischer Kunst. Allerdings ist nicht zu jeder Tageszeit das Gleiche zu sehen, das Kunstmuseum wechselt im Halbtagesrhythmus sein Gesicht. Tagsüber lädt es in elegantem Weiß zum Betrachten der Kunst in seinem Inneren. Nachts. wenn die Türen geschlossen sind, lockt der Foyeranbau als leuchtender Kristall zur Entdeckungstour rund um das Haus, wo internationale Lichtkunst die Fassade belebt. Zeitgleich sind die beiden Seiten des Museums übrigens fast nie zu besuchen. Wer alles sehen möchte, kommt zweimal- am Tag und bei Nacht.
Die Sammlung Robert Simon schlägt einen großen Bogen von der Gegenwart über die 60er Jahre bis zurück ins frühe 20. Jahrhundert. Gezeigt werden Malerei, Grafik, Skulptur, Licht- und Objektkunst von Künstlern mit nationaler und internationaler Relevanz. Immer wieder neue, kontrastreiche Perspektiven auf Kunst. Architektur und Museumskonzepte eröffnen die regelmäßig wechselnden Sonderausstellungen, zuletzt: Die Liebe zum Licht". Zur Doppelrolle des Lichts als Medium und Motiv in der Fotografie des 20. und 21. Jahrhunderts.
Einer der großen Glanzpunkte des Kunstmuseums ist der von ZERO-Künstler Otto Piene speziell für Celle gestaltete Lichtraum. Das Haus besitzt außerdem eine umfangreiche Kollektion an Multiples von Joseph Beuys. Darüber hinaus sind im Sammlungsbestand des Hauses prominent vertreten: u. a. Dieter Krieg, Timm Ulrichs, Ben Willikens sowie Professoren und Absolventen von Niedersachsens herausragender Kunsthochschule in Braunschweig.
Eine echte Entdeckung für alle Kunstinteressierten sind die mal amüsanten, mal verstörenden Szenerien in den Schaukästen von Peter Basseler, der nirgendwo so umfassend präsentiert ist wie in Celle. Ein weiterer wichtiger Sammlungsschwerpunkt ist der Sonderbereich ,,Bilder der Moderne": Ein umfangreiches Konvolut mit Zeichnungen und Gemälden von Grethe Jürgens und Erich Wegner bietet Einblicke in das Frühwerk von zwei prominenten Vertretern der Neuen Sachlichkeit im Hannover der 20er Jahre.
Auch die nächtliche Welt des Kunstmuseums steckt voller Überraschungen; Wie ein von innen farbig beleuchteter Kristall erstrahlt dann der gläserne Kubus des Foyers. Zugleich regt sich die Kunst an der Fassade und in der Umgebung des Hauses: Licht und Klanginstallationen von international renommierten Künstlern wie Brigitte Kowanz und Otto Piene locken zum Rundgang um das Gebäude.
Bei Nacht verschwimmen die Grenzen zwischen abgeschlossenem Museumsraum und städtischer Umgebung. Anders als am Tag sind die gläsernen Außenwände im Dunkeln keine spiegelnde Hülle mehr, sondern eher wie eine durchlässige Membran, die den Besuchern reizvolle Einblicke in die Innenräume gewährt. Auch hier übernimmt Lichtkunst die Regie: Unversehens wird der Gang ums Haus damit zur Kunst-Exkursion, bei der sich schnell erweist, wie nah Be- und Erleuchtung im Stadtraum bei einander liegen können, wenn sich Künstler Engagieren.