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Dieter Krieg

geboren 1937 in Lindau am Bodensee
gestorben 2005 in Quadrath-Ichendorf bei Köln
Kunststudium an der Kunstakademie Karlsruhe
1978-2002 Professur an der Kunstakademie Düsseldorf

Krieg studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe als Schüler von HAP Grieshaber und Herbert Kitzel und gehörte durch seine Lehrer zu einer Gruppe von Malern mit eigenständigen, individuellen Profilen, wie Walter Stöhrer und Horst Antes. Ab 1971 hat er Lehraufträge an der Kunstakademie in Karlsruhe und an der Städelschule in Frankfurt. 1978 wurde Krieg Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Er lebte und arbeitete in Quadrath-Ichendorf, einem Ortsteil von Bergheim. Krieg zählt zu den wichtigsten Malern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Dieter Krieg gehört zu den stärksten, zugleich eigenwilligsten Malern seiner Generation. Er erregte in den 60er-Jahren bereits durch den radikalen Gestus seiner Malerei Aufsehen. Zusammen mit Horst Antes und Walter Stöhrer zählte Krieg zu den Vertretern der Neuen Figuration, die dem zu dieser Zeit vorherrschenden Primat der Abstraktion die Darstellung der menschlichen Figur entgegenstellten; jeder tat dies auf seine Weise, es gab keine Schulbildung. 1966 erhielt Dieter Krieg für seine bis zur Unkenntlichkeit verschnürten und bandagierten Körper-Darstellungen den Deutschen Preis der Jugend in Baden-Baden.

Getragen von einem sich ständig erneuerndem Impetus und mit einer allseits gegenwärtigen Bereitschaft zum Risiko entstand in den darauf folgenden vier Jahrzehnten ein Werk, dessen Position immer wieder aufgeschreckte, verstörte und in der Kunstkritik nicht nur auf einhellige Zustimmung stieß. Es bewegte zu jeder Zeit die Gemüter und provozierte unterschiedlichste Reaktionen. Doch der Erfolg und die hohe Reputation, die Dieter Krieg all die Jahre genoss, ist nicht nur an den zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen, an denen er teilnahm, ablesbar, sondern auch an dem Lehramt als Professor an der traditionsreichen Kunstakademie in Düsseldorf, das er fast 25 Jahre innehatte und aus dessen Lehrtätigkeit zahlreiche Schüler mit großen internationalen Karrieren hervorgegangen sind.

Dieter Krieg war es immer um Inhalt zu tun; er ging den Sachen auf den Grund. Zunächst waren die Arbeiten konzeptuell ausgerichtet, so die "Malsch - Wannen" aus dem Jahr 1970, die "4-Watt Lampen" von 1972, die "Tännchen" von 72/73, so "Hoffnung Liebe Treue Neid Unschuld" von 1974, oder die Tonbandaufnahme "Allen Malern herzlichen Dank", realisiert innerhalb der Jahre 75-76: eine Lesung aller in den 36 Bänden des Thieme Becker gelisteten Künstlernamen.

Ende der 70er-Jahre brach Krieg die strenge, reduzierte Form seiner Malerei auf und überführte sie in eine malerische Wort- und Gegenstandswelt. Er trieb jetzt die malerische Form der Dinge an eine Grenze, an der Bekanntes in Befremden, auch Unbehagen sich verkehrte. Ins Monumentale getrieben, wurden Gegenstände aus ihrer real existierenden Welt erlöst und in einen Bildraum gestellt, in dessen emotional und psychisch aufgeladenem Kraftfeld sie eine neue Existenz erhielten. Die Wahrnehmung seiner Bildobjekte geriet hier nicht selten in ein ungeheuerliches und oft kaum in Worte zu fassendes Erlebnis. Zum Bildgegenstand konnte der menschliche Körper werden, oder Dinge, die in Bezug zu diesem stehen, Dinge, die der Mensch braucht, gebraucht und deren veränderte Zustände Leben, Krankheit oder Tod symbolisieren. Dieses Bildvokabular, das Stöcke, Kerzen, Thermometer, Salatköpfe, Fleischstücke, Blüten, Kreuze, Spiegeleier, Eimer, Bücher, Buchstaben, Watte, Schriftzüge und vieles mehr umfasst, wurde von Krieg über Jahrzehnte beibehalten, erweitert und immer wieder neu bearbeitet.

Die grandiose Darstellung von Gegenständen, denen ihre Vieldeutigkeit und Lebensbedeutsamkeit nicht von vornherein anzusehen war, ist die intellektuelle und malerische Leistung Kriegs. Ein großes Kraftfeld war dabei die Literatur. Der höchst belesene Maler Dieter Krieg benutzte die Literatur nicht als zusätzliche Autorität. Vielmehr waren die Worte aus Texten von Proust, Joyce, Sartre, Schmidt und anderen Autoren die Matrix einer vielschichtigen Malerei. In der Größe seiner Bilder ging es ihm nicht um Überwältigung. Vielmehr war seine Kunst eine Form des künstlerischen Parallelunternehmens zur Realität - und da ging es ohne große Bilder nicht ab.

Schon frühzeitig stellte Krieg in wichtigen Galerien und Museen aus, u.a. 1978 (zusammen mit Ulrich Rückriem) im Deutschen Pavillon der Biennale in Venedig (Kurator Klaus Gallwitz). Zu seinem Werk erschienen zahlreiche Kataloge und Buchpublikationen. Gerade in den letzten Jahren rückte sein Werk und seine Form der malerischen Auseinandersetzung mit den Dingen des Lebens und des Todes immer stärker in den Blickpunkt.

2004 gründete er zusammen mit seiner Frau Irene (gest. 2004) die Stiftung Dieter Krieg, die das künstlerische Werk bewahrt und sich um Publikationen und Ausstellungen kümmert.

Ausstellungen im Kunstmuseum: