Seiteninhalt

Die Stadt, in der die Kunst nie schläft

Die Stadt, in der die Kunst nie schläft

Neue Presse, 09.06.2005

Kubus am Kunstmuseum `ein Kristall` - Cellesche Zeitung, 13.11.2004 

Die Kunst wird nächstes Jahr am Schlossplatz leuchten: Das Kunstmuseum Celle macht einen großen Sprung nach vorn.


VON SIEGFRIED BARTH
HANNOVER. Der Schlossplatz von Celle wird im nächsten Jahr einen Glanzpunkt im doppelten Sinne erhalten: ein Museumsfoyer, durch den das Kunstmuseum Celle zu einer der interessantesten Kunstadressen Niedersachsens wird. Und dieses verglaste Foyer wird nachts auch wirklich leuchten, denn im “ersten 24-Stunden-Museum der Welt“ geht niemals das Licht aus.

Der hannoversche Galerist Robert Simon, auf dessen Kunstsammlung das Museum beruht und der es seit fünf Jahren leitet, hat damit ein hoch gestecktes Ziel erreicht. Das Kunstmuseum verdoppelt seine Ausstellungsfläche auf mehr als 1000 Quadratmeter und wird, was es eigentlich jetzt schon ist: ein eigenständiges Museum neben dem stadtgeschichtlichen Bomann-Museum - dann aber auch in einem eigenen Baublock.

Bislang betritt man das Kunstmuseum entweder von hinten oder durch das Bomann-Museum hindurch, das auch Räume im Nebengebäude nutzt. Nach einem Flächentausch werden dann beide Institutionen nur noch das eigene Gebäude nutzen, und das Kunstmuseum setzt durch die neue Fassade einen eigenen, kühnen Akzent gegenüber dem Celler Schloss.

Manchen Cellern war das zu kühn, was Simon und sein Architektenteam Ahrens und Grabenhorst sich ausgedacht haben. Keine historisierende Lösung, auch keine ziegelrote Postmoderne, sondern ein monumental auftretender Kubus in schlichtem, leuchtendem Weiß. Unten klares Glas für freien Einblick, oben liegt Mattglas über der glatten Fassade, was Lichtkünstler sicher zu Gestaltungen reizen wird.

Das “24-Stunden-Museum“, das Simon sich für Celle ausdachte, wird also außerhalb der Öffnungszeiten noch durchsichtiger als bisher. Und es hat bei geeigneter Bespielung der oberen Mattglasfassade alle Chancen, auch selbst zu einem Kunstwerk zu werden. Das hat die Kritiker dann doch noch überzeugt.

Noch kühner ist die Finanzierung des Neubaus und der inneren Umgestaltung, die noch in diesem Monat beginnen werden. Das Projekt kostet rund 2,15 Millionen Euro, und die Stadt Celle bezahlt keinen baren Cent dazu. Das Geld kommt aus Fördermitteln der Europäischen Union - aber nur unter der Voraussetzung, dass der kommunale Partner die gleiche Summe aufbringt.

Das kann die Stadt Celle natürlich nicht. Stattdessen überträgt sie der Museumsstiftung das Eigentum an der Immobilie, die ihr noch gehört -das macht einen Sachwert in etwa gleicher Höhe aus. Rechnet man diese Transaktion in das Projekt hinein, zahlt die EU tatsächlich nur noch die Hälfte und hat kein Problem damit.

Celle, Stadt der Erleuchtungen! Landes- und bundesweit quälen sich die Museen mit schrumpfenden Etats herum und knausern sich kaputt. In Celle dagegen hat ein kulturpolitischer Geistesblitz die Szene erhellt, ab nächsten Sommer wird der Schlossplatz leuchten. Robert Simon ist sicher, dass sein Haus dann zu den ersten Attraktionen der Kunstlandschaft in Niedersachsen gehören wird. Es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln.