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Zwischen Gestern und Morgen

„Signal“ – der neue, kleine Lichtkunstüberblick im Kunstmuseum Celle

Hannoversche Allgemeine Zeitung, 29.03.2017 - von Daniel Alexander Schacht

Zwischen Gestern und MorgenLeicht knarzend treibt ein Elektromotor eine kleine Walze an, deren Nippel Schaltungen auslösen. Klackend setzen die Schaltrelais einige der 18 bunten Glühbirnen in oder außer Betrieb. Leise summen zu der ganzen Lichtvorführung noch drei Neonleuchten.

Diese Kunstinstallation trägt den Namen „Steinzeit“. Das ist zwar etwas übertrieben, zumal das Ganze durch Solarzellen mit Energie versorgt wird. Aber in die elektromagnetische Frühgeschichte der Lichtkunst gehört dieses Werk allemal: Als der deutsche Lichtkünstler Klaus Geldmacher sie gemeinsam mit seinem Schweizer Kollegen Francesco Mariotti zusammengebastelt hat, stand in Berlin noch die Mauer, das Zeitalter der Digitalisierung war weit entfernt, und in Celle hingen weder Waltraud Coopers „Lichtkunst“-Leuchtstäbe unterm gläsernen Dach, noch blinkten die 8500 LED-Dioden von Mariottis „Quantenlandschaft“ auf der Außenhaut des dortigen Kunstmuseums.

Erhellende Installationen

Das präsentiert jetzt in einer neuen, kleinen Überblicks-ausstellung auf drei Stockwerken, wie vielfältig die Lichtkunst in Deutschland – und wie weit die Lichtkunstsammlung von Robert Simon gewachsen ist. „Wir wollten zeigen“, sagt Simon, der Gründer des ersten deutschen 24-Stunden-Museums, durch dessen gläserne Fronten nachts Lichtkunstwerke leuchten, „wie umfänglich die Lichtkunstsammlung inzwischen ist.“ Zu erleben ist in Celle überdies, wie multimedial Lichtkünstler längst unterweges sind. Gekrümmte, bunte Neonröhren wie Jan van Munsters „Clone“ oder Albert Hiens „Connexion“ gehört da schon zu den Selbstverständlichkeiten. Doch erhellend wirken auch Installationen aus Reflektoren wie „Hello, Goodbye“ von Lisa Haselbek oder aus CD-Silberlingen wie Detlef Schweigers „spire_dat“. Und zur Lichtkunst zählen überdies Beamer-Projektionen wie Andrea Thembie Hannigs „Polar/Licht“ oder auch die Tageslichtprojektor-Installation „Shadows of the Future“ von Max Sudhues.

Die besteht aus einem Tageslichtprojektor, der Bauteile eines Tageslichtprojektors auf eine Leinwand projiziert, sie bietet also sozusagen die Selbstreflexion dieses Geräts, das schon längst eher als zu einer künftigen Zeit zum Alltag der Vergangenheit gehört. Sogar aus dem Jahr 1965 stammen und damit mehr als ein halbes Jahrhundert zurück reichen „Earth Art“ und „Death-Eat“, zwei Installationen von Timm Ulrichs. Hannovers einziger lebender und, zumindest nach seinem eigenen Eindruck, vielfach plagiierter Universalkünstler hat eben auch schon Beiträge zur Lichtkunst geleistet, als das Wort noch gar nicht erfunden war.

Zug zur Kunst

Und wie sieht die Zukunft der Lichtkunst aus, nicht zuletzt in Celle? Neuigkeiten lassen sich dort schon bei der Ankunft am Bahnhof besichtigen. Wie zielstrebig dieser durch Robert Simon zum Lichtkunstbahnhof ausgebaut wird, lässt sich schon daran ablesen, dass von den acht dort gezeigten künstlerischen Positionen immerhin drei erst in diesem Jahr installiert worden sind, darunter neben den Lichtkästen von Philipp Geist und einer Neon-Installation von Albert Hien auch das Lichtlaufband „Eine Tautologie ist eine Tautologie ist eine Tautologie“ von Timm Ulrichs – der damit, ganz unwidersprechlich, nicht nur die Geschichte, sondern auch die Gegenwart der Lichtkunst prägt.

Info: „Signal. Lichtkunst aus der Sammlung Robert Simon“: Bis 13. August im Kunstmuseum Celle, Schlossplatz 7.

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