Seiteninhalt

Kubus atmet förmlich auf

Cellesche Zeitung, 31.10.2011 - von Aneka Schult

Das Kunstmuseum atmet mit Mischa Kuballs Lichtkunst förmlich auf“, eröffnete der künstlerische Leiter des Celler Kunst-Kubus Robert Simon am Sonnabend die Ausstellung „mies-mies“ des Düsseldorfer Medien- und Konzeptkünstlers im prall gefüllten Haus.

Kubus atmet förmlich auf CELLE. Auf zwei Etagen präsentiert das Kunstmuseum Arbeiten, die das Licht in seiner wechselvollen und ausdrucksstarken Beziehung zu Oberfläche, Raum und Architektur zum Thema haben. Besonders der Werkblock „mies-mies“ zeigt den künstlerischen Dreh- und Angelpunkt Kuballs: die Beschäftigung mit dem Architekten Mies van der Rohe und seinem Barcelona-Pavillon (1929). Der Künstler setzt sich nicht auf der Ebene der Raumerfahrung mit dem Klassiker der Moderne auseinander, sondern sucht den Vergleich auf der Ebene des Visuellen, zitiert optische Phänomene und Motive des Pavillons wie Details aus der berühmten Lichtwand. Überhaupt transformiert er in Leuchtkästen Facetten dieser Architektur.

Joachim Jäger, Leiter der Neuen Nationalgalerie Berlin, die ebenfalls den Stempel van der Rohes trägt, rückte in seiner Rede das Licht als uraltes Thema der Kunst ins Zentrum der Aufmerksamkeit. In der Moderne habe es aufgrund neuer Lichtquellen noch eine andere Dimension erhalten. Das Bauhaus bediente sich der Neuerungen, als Phänomen nahm sich László Moholy-Nagy ihrer an. Ein Nachbau seines „Licht-Raum-Modulators“ ist in der Ausstellung zu sehen.

Auch die Arbeit „Projektionsraum 1:1:1 / spinning version“ von 1995 zeigt eindrucksvoll Kuballs Interesse an der Struktur von Räumen und ihrer Veränderbarkeit durch Licht. Die Installation mit zwei Projektoren, Dias, Glasscheiben und Deckenmotoren, eine Leihgabe der Stiftung Museum Kunstpalast Düsseldorf, lässt sämtliche Facetten des Lichts aufleuchten: die Bewegung von Licht, seine Formkraft, Raumbeanspruchung und spontane Überschneidungen. Gleich einem Licht-Theater folgt es einer eigenen Dramaturgie. Wo die Architektur Grenzen anerkennen muss, scheint das Licht Formgrenzen nicht zu achten, sondern lässt Überlagerungen und Überblendungen zu.

Spannend ist auch die Rauminstallation „Tood-Taboo-Trance“ (2009/2011) mit drei Spiegelkugeln, Deckenmotoren und Diaprojektoren, in die Besuchergrüppchen verschwanden und die an Otto Piene erinnert. Sie hat etwas von Initiationsräumen, die der Vorbereitung für rituelle Handlungen dienen. Licht als geistiger Stimulator – dieser Ansatz kommt auch in dem Raum zum Tragen: er erweckt ein kosmisches Raumgefühl, löst Momente von Schwerelosigkeit, Schwindel aus. Licht erschwert hier eine Standortbestimmung, die Orientierung. Es bringt fixe Raumstrukturen- und Gesetze ins Ungleichgewicht. Auch die Außenhaut des Kubus, verwandelt durch Kuballs Licht-Intervention „inhale/exhale“ (2011) spiegele, wie Jäger bemerkte, eine anthropologische Komponente. Wolfgang Fragge, Geschäftsführer der SVO Energie GmbH als beteiligter Kulturpartner erkannte erfreut: „Mit Ihrer Ausstellung wird unser Produkt sichtbar“.