Erleuchtungen am Celler Schlossplatz
CELLE. Das große Leuchten ist im Kunstmuseum Celle ausgebrochen. Es passt gut zu diesem modernen Haus am Schlossplatz, das die Lichtkunst als einen Schwerpunkt pflegt, diesem Thema eine große Fotoschau zu widmen.
Die ist mit 220 Werken von fast 70 internationalen Künstlern so umfassend, dass sie die erste Etage prall ausfüllt mit allen Spielarten des Leuchtens vom Glimmen bis zum Gleißen. Ein Lichtbild ist immer aus Licht gemacht, diese nehmen es aber ganz zentral ins Visier. Bei Künstlern wie Arnulf Rainer oder Sigmar Polke, für die Fotografie nur eine Technik unter vielen ist, kommen magische Wolken und Erscheinungen dabei heraus, Visionen von Energien, die unscharf aus der Schwärze kommen.
Künstler, deren Hauptmedium das Foto ist, entfalten ihr ganzes Raffinement. So enthält ein inszeniertes Großfoto von Gregory Crewdson alle Stadien der Dämmerung in einer einzigen Szene. Die Lichter der Großstadt beschäftigen viele Künstler. Stadtkulissen zwischen Tag und Traum, Zwielichter und magisch befremdliche Mischlichter, die kein Mensch je gesehen hat, weil sie im Labor (von Thomas Weinberger) entstanden sind. Manche widmen sich der Lichtquelle als Energiezentrum, andere folgen dem Licht und seinen letzten Spuren beim Verschwinden in Schattenwelten.
Die Schau reicht bis zu den Anfängen der Fotografie zurück, konfrontiert zum Beispiel die erste präzise Aufnahme des Sternenhimmels (Henry Frères, 1895) mit einem modernen Foto gesprenkelter Lichtpunkte auf einer Tischdecke. Die Kuratoren Bettina Maassen und Hartmut Neumann gingen nicht chronologisch vor, sie sortierten nach Themen, erlaubten sich aber assoziative Querschüsse, die zu seltsamen Pointen führen.
Natürlich fehlen die Klassiker nicht, die Avantgardisten des frühen 20. Jahrhunderts, die die Fotografie als eigene Kunstform entdeckten. Was bis heute daraus geworden ist, entfaltet diese Schau in eindrucksvoller Fülle, durchsetzt mit starken, überraschenden Effekten. “Die Liebe zum Licht“ (so der Ausstellungstitel) hat Museumsleiter Robert Simon geleitet, als er diese Schau (die anschließend nach Delmenhorst und Bochum wandert) nach Celle holte.
Sie ist programmatisch für ein Museum, das mit seiner neuen gläsernen Front jetzt selbst wie ein Lichtkunstwerk am Schlossplatz steht: Es kann sich “das erste 24-Stunden-Museums der Welt“ nennen, weil es durchsichtig ist und auch die Celler Nächte mit Kunst erleuchtet.
Bis 27. September. Di.So. 1017 Uhr.