Winzige Funken entfalten große Energie im Kunstmuseum Celle
Am Beispiel von rund einhundert Exponaten aus seiner Sammlung zeigt Robert Simon, der frisch gekürte Ehrenbürger der Stadt Celle, was ihn an den innovativen „Querdenkern“ unter den Künstlern so begeistert.
Cellesche Zeitung, 13.11.2015
CELLE. Mit drei Sätzen beschreibt Robert Simon, der künstlerische Leiter des Kunstmuseums Celle, den sprichwörtlichen roten Faden seiner vielfältigen Aktivitäten: „Es geht um Neugier und Entdeckerfreuden. Es geht um Innovation und ehrenamtliches Engagement. Es geht darum, Geldmangel durch die Kraft der Idee zu ersetzen.“
Mit „Die Kraft der Idee“ ist auch die Sonderausstellung betitelt, mit der das mittlerweile 20-jährige Engagement des Kunstsammlers in Celle gewürdigt, aber vor allem auch beispielhaft dokumentiert wird. Die zu seiner Sammlung gehörenden 102 ausgestellten Kunstwerke von 37 Künstlern haben nämlich alle eines gemeinsam: Die ihnen zugrunde liegende besondere Idee des jeweiligen Künstlers und der Mut, diese auch in die Tat umzusetzen. Denn das ist es, wovon sich Robert Simon begeistern lässt, die Aura, die künstlerische Revolution, von der auch seine Stellvertreterin, die promovierte Kunstwissenschaftlerin Julia Otto, schwärmt.
Da findet man unter den Exponaten zum Beispiel Josef Beuys’ aus Glühlampe, Steckerfassung und Zitrone installierte „Capri-Batterie“, an anderer Stelle Otto Pienes mit Öl und Feuer spektakulär auf Leinwand gebrannten „Struwwelpeter“, weiterhin Entwürfe und Siebdrucke von Christo, etwa von seinem Projekt „Verpackte Kunsthalle Bern“. Und auch bei den anderen Künstlern gibt es zwischen Stahlbausätzen und elektronischen Bauteilen, zwischen Leuchtstoffröhren und Pigmenten immer wieder neue Überraschungen, die es – um mit Robert Simon zu sprechen – nicht nur zu entdecken gilt, sondern die auch jede für sich dazu geeignet ist, sich anstecken und mitreißen zu lassen von der Kraft der Idee. Bei den ausgestellten Arbeiten seien Querdenker am Werk gewesen, erläutert Julia Otto. Menschen, die nicht einfach nur machen, „was sich gehört“ und „was man erwartet“, sondern Künstler, die neue Pfade beschreiten, experimentieren, sich auf unbekanntes Terrain vorwagen und sich auf Risiken einlassen. Die ausgestellten Arbeiten verblüffen, unterhalten und berühren. Und sie öffnen neue Wege für das Sehen und Denken, nicht nur in der Lichtkunst. Die auf den ersten Blick winzig erscheinenden „winzigen Funken“ vermögen große Energie zu entfalten, konstatiert Otto.
Immerhin können Simon und sein Team diesbezüglich auch auf zunehmende Erfolge mit dem jungen Publikum verweisen. Nicht von ungefähr habe er auch die große Preisträgerausstellung des Landeswettbewerbs „Jugend gestaltet“ dauerhaft nach Celle geholt, wo sie sich als Musterbeispiel für Breitenkultur etabliert hat, wie Oberbürgermeister Dirk-Ulrich Mende betonte, als er ihm am Sonntag im Rahmen der Vernissage für sein Engagement die Ehrenbürgerwürde der Stadt Celle verlieh.