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Gasthaus im Kunstmuseum / Kunst-Tisch für 24 Personen

24 Menschen hätten Platz an dem schmalen Tisch aus altem Holz, weitere kleine Skulpturen aus Stahl finden sich in dem Werk: Blumen und abstrahierte Gebilde ziehen den Blick des Betrachters an. Die Idee für die Skulptur „Gasthaus” stammt aus dem Wohnzimmer von Künstler Georg Seibert und bildet das zentrale Werk für den neugestalteten Multifunktionsraum im Celler Kunstmuseum. Genutzt werden soll das Werk ganz im Sinne seiner Bestimmung – für Veranstaltungen.

CELLE. Ein Gasthaus im Kunstmuseum. Warum nicht? Denkt sich Robert Simon und erweitert seine Sammlung um ein außergewöhnliches Exponat. Schon seit langem hat der künstlerische Leiter des Hauses am Schlossplatz mit dem imposanten Werk von Georg Seibert geliebäugelt, einer rund vier mal fünf Meter langen und zweieinhalb Meter hohen Arbeit aus Kiefernholz und Stahl.

„Gasthaus” betitelt der in Berlin und Marleben (Wendland) lebende Künstler die Tafeln, die im rechten Winkel zueinander aufgestellt sind. Der quadratisch geschnittene Multifunktionsraum im Obergeschoss bietet ihnen eine optimale Präsentationsfläche. Am Berührungspunkt der Tische erhebt sich ein Torbogen – ein Eingang oder besser eine Einladung, das Haus zu betreten, Platz zu nehmen, zu speisen und zu trinken.

Seibert (Jahrgang 1939), der auf eine Ausbildung an der Hochschule der Künste in Berlin zurückblickt und seit 40 Jahren als freischaffender Künstler arbeitet, erzählt: „Ursprünglich stand das Gasthaus in meinem Wohnzimmer.” Der schmale Tisch bietet Platz für 24 Personen.

Robert Simon will das Werk, das mindestens ein halbes Jahr in dem Raum stehen wird, künftig für Veranstaltungen nutzen. Das „Gasthaus” besitzt eine weitere praktische Funktion: Es bietet kleinen Skulpturen von Seibert einen Sockel. Und so ziehen auf und in das Holz gearbeitete Stahlobjekte den Betrachterblick auf sich: abstrahierte Ohren, eine Blume, Treppengebilde.
Das Holz stammt aus einem alten Gebäude, berichtet Seibert und erläutert: „Ich wollte aus dem ehemals schützenden Gebilde ein neues Haus schaffen.”

Das Thema Haus zieht sich wie ein roter Faden durch Seiberts Werk, zu sehen auch am „Elternhaus”, einem Stahlkunstwerk, das sich zusammen mit einem Stahlbild und einer rostbearbeiteten Folie den Multifunktionsraum teilt. Zusammen ergeben die Arbeiten so ein kleines
Seibert-Kabinett, das man gesehen haben muss.

Cellesche Zeitung, 19.06.2008