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»Kunst ist kein Spekulationsobjekt«: Galerist Robert Simon feiert 75. Geburtstag

Er hat viel Kunst nach Hannover gebracht, die Galerieszene der Stadt belebt und das CellerKunstmuseum gegründet. Jetzt wird Robert Simon 75 Jahre alt. Ein Interview über das Leben unddie Kunst.

Hannoversche Allgemeine Zeitung, 16.07.2021

Galerist Robert Simon feiert 75. Geburtstag

Herr Simon, wie geht es Ihnen?

Mir geht es gut, aber ich hatte auch schonbessere Zeiten.

Sie gelten ja als Sammler und Galerist ...sind Sie beides?

Ein Galerist vertritt verschiedene Künstler und will deren Werke verkaufen. Ich habe immer Konzeptionen entwickelt, für die ich dann hinterher die Künstler gesucht habe, deren Kunst dazu passt. 1985 war ich als Marketingchef aus dem Berufsleben ausgetreten und hatte meine Galerie aufgestellt und hatte mich dann auf Kunst im öffentlichen Raum spezialisiert. Bei der Arbeit mit der Galerie muss ich noch unbedingt meine Frau Heide Spieh nennen – ohne sie wäre das alles nicht möglich gewesen. Als reinen Galeristen sehe ich mich aber eigentlich nicht.

Wie würden Sie sich denn kennzeichnen?

Ich bin da ganz bei Wikipedia: Kunstsammler, Galerist, Stifter,Museumsgründer und Museumsleiter.

„40.00 Fahrzeuge am Tag fahren an der Kunstvorbei“

Sie haben in Jahrzehnten unzählige Projekte realisiert. Was war Ihrschönstes?

Die Skulpturenmeile in Hannover und das Celler Kunstmuseum waren für mich schon die wichtigsten Sachen. Mein Interesse ging immer dahin, dass ich Kunst an die breite Bevölkerung tragen, auf die Bevölkerung zugehen wollte. Und das passiert dann bei der Skulpturenmeile dadurch, dass 40.000 Fahrzeuge am Tag an der Kunst vorbeifahren.

Museen sind ja nun anders konzipiert. Wie verträgt sich das mit dem Celler Museum?

Indem ich das nach außen geöffnet habe. Der nächste Erweiterungsschritt war die Präsentation der Kunst am dortigen Bahnhof mit 10.000 Besuchern – ob gewollt oder ungewollt – am Tag. Und das ist der Unterschied zum Sprengel Museum, das ein grauer, abgeschlossener Kasten ist. Das war nicht, was ich wollte.

Wenn Sie Ihre umfangreiche Sammlung betrachten, welches eine Werk würden Sie auswählen?

Also, wenn ich die klassische Malerei bedenke, wäre es eines der Formate von Dieter Krieg. Wenn ich in den öffentliche Raum gehe, würde ich eines von Otto Piene wählen, der auch ein persönlicher Freund von mir war.

„Meine größte Entdeckung war Otto Piene“

Ihre größte Entdeckung?

Dann noch einmal Otto Piene.

Ihre größte Enttäuschung?

Da muss ich allgemeiner werden. Ich kam ja als Führungskraft aus der Wirtschaft, Neid, Konkurrenz, alles was man da so erlebt. Und dann der Kunstbetrieb...

Schlimmer?

Nun ja ...

Wie stehen Sie zu den aberwitzigen Preisen, die heute für mache Kunstbezahlt wird?

Kunst muss den Menschen gefallen, sie müssen Interesse daran haben. Sie ist kein Spekulationsobjekt. Es ist einfach zu viel Geld auf der Weltvorhanden.

Bei mir war nie das Geld das Zentrale“

Fehlt Ihnen noch etwas in Ihrer Sammlung – oder ist irgendwann einmal genug?

Nein, nie. Durch Neuerwerbungen verlängert man ja das Leben einer Sammlung. Bei mir war dabei auch nie das Geld das Zentrale. Mein Motto: Die Kraft der Idee ersetzt nicht vorhandenes Geld.

Wenn man so viel Kunst gesehen hat, wird es irgendwann langweilig?

Nein, nie. Meine Frau und ich fahren noch überall hin zu den verschiedenen Ausstellungen. Und es gibt immer wieder Überraschungen.

Würden Sie etwas anders machen wollen?

Gar nichts.

Haben Sie in Ihrem kunstreichen Leben herausgefunden, was Kunst ist?

Es kommt auf den kreativen Akt an, nicht auf die handwerklichen Fähigkeiten.

Von Henning Queren