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TRANCEFUSION (2004)

Rückblick  

Harald Weiss

TRANCEFUSION

- Raum-Klang-Theater -

TRANCEFUSION, diese Reise in die Nacht, die von Grenzzuständen der Psyche in einem hospitalen Ambiente erzählt, basiert auf TROPFEN, die während der gesamten Performance akustisch quasi im Sekundenpuls niederfallen.

Ein kaum wahrnehmbares Ritardando über die Dauer von nahezu einer Stunde bringt die Tropfen schließlich zum Stillstand, zum Ausklingen.
Diese sinnlich erlebbare Abnahme der akustischen Geschwindigkeit steht in Kontrast zur Steigerung der visuellen Geschwindigkeit der Aktionen.

Die Tropfen werden mit allen möglichen akustischen Ereignissen "gefärbt":
mit Worten
mit Tönen
mit Harmonien
mit Geräuschen
kurzum: mit dem gesamten akustischen Vokabular dieser Welt.
Der Tropfen als klangliche Hülle, die alles zusammenfaßt.
Wir als Zuschauer/Zuhörer hängen gewissermaßen am akustischen Tropf.

Als Musiker erreichen mich die tiefsten Empfindungen immer über das Ohr.
Klänge, Geräusche, Töne, Stimmen, die über das Ohr in unser Innerstes gelangen, verfügen über Schwingungen, die - im Idealfall - mit unseren eigenen Schwingungen kommunizieren können.
Die Augen können wir schließen, wir können uns von den visuellen Reizen zeitweise ausruhen, die Ohren bleiben immer wach, auch wenn wir schlafen. Selbst dann, wenn wir unter einer Narkose stehen, sind die Ohren das Sinnesorgan, das noch am längsten in Funktion bleibt, wir sehen nichts mehr, wir spüren nichts mehr, aber wir hören immer noch die Klänge und Stimmen um uns herum.

Am Anfang war der Klang, am Anfang war der Laut,
am Anfang war das Wort.

TRANCEFUSION hat als Ausgangspunkt den Klang, besser gesagt: den Puls, der als "tropfendes Element" allgegenwärtig ist und über die angestrebte Dauer der Performance dem Betrachter bzw. Zuhörer in einen kontemplativen Zustand versetzen soll, der die Sinne immer feiner schwingen lässt und die Sensibilität der Wahrnehmung schärfen soll, vorausgesetzt, man ist offen und bereit, sich diesem Erlebnis auszusetzen.
Eine "akustische Transfusion" wird dem Zuschauer Tropfen für Tropfen übermittelt.
Eine Verbindung von KLANG, BILD und BEWEGUNG wird angestrebt, auf dass die Ohren sehen und die Augen hören können.

Die Tropfengebilde durchlaufen diverse Spannungsverläufe, die sich in sieben Abschnitte nahtlos ineinander fügen - den sieben singulären Episoden des Patienten. Diese Déjà-vu-Erlebnisse fliegen an dem Zuschauer akustisch und optisch vorbei wie die flüchtige Betrachtung eines vergilbten Fotoalbums, sie lassen Raum für freie Assoziationen.

mit
Anna Hertz (Die Frau) und Helga Sack (Die Mutter)

Ton:
Thomas Rugel

Ausstattungsleitung:
Corinna Schasse

Konzeption, Komposition und Regie:
Harald Weiss

Veranstalter:
Kulturamt der Stadt Celle

Gefördert durch die Niedersächsische Lottostiftung und die Versicherungsgruppe VGH