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Die Kultur und das liebe Geld

Schröder sucht Dialog mit Machern
Kulturpolitischer Abend mit prominenter Besetzung: Altkanzler muss Seitenhieb einstecken

Mehr Planungssicherheit für Kulturschaffende - diesen Wunsch rückten eben jene am Mittwoch beim Kulturpolitischen Abend in der Celler Congress Union in den Mittelpunkt. Eingeladen zur Diskussion hatte Altbundeskanzler Gerhard Schröder. Gleichwohl musste er einige Seitenhiebe einstecken: So sei er weniger bei kulturellen Veranstaltungen zu finden als bei den Scorpions oder beim Krökeln. 

Von Silja Weißer

Die Kultur und das liebe Geld

Gerhard Schröder gab sich am Mittwochabend die Ehre. Nicht als Gast, als Gastgeber. Der Altbundeskanzler hatte „aus eigener privater Initiative" rund hundert Kulturschaffende, Politiker und Journalisten in die Congress Union eingeladen. Erklärtes Ziel der Veranstaltung: Kunst und Politik näher zu bringen. Ganz nebenbei leistete Schröder Wahlkampfhilfe: an seiner Seite der SPD-Fraktionsvorsitzende im niedersächsischen Landtag Wolfgang Jüttner.

Verantwortliche aus den Bereichen Bildende Kunst, Musik und Theater schilderten in einer knapp einstündigen Referatsreihe ihre Erwartungen an die Politik. Ganz oben auf ihrer Wunschliste: mehr Planungssicherheit.

Flapste der Bundeskanzler a.D. zu Beginn seiner Begrüßungsrede noch mit den Journalisten: „Hört mal auf mit der Kamera, das macht mich nervös", so wurde der Tonfall mit dem ersten Redner bald schärfer. Mit Dr. Stephan Berg, langjähriger Leiter des Kunstvereins Hannover und ab 1. April 2008 neuer Intendant des Kunstmuseums Bonn. Er richtete seinen Appell an erster Stelle an die eigene Zunft. Neben verstärkten Synergieeffekten zwischen Kulturinstitutionen forderte er, das Gerangel um die Verteilung von Fördermitteln einzustellen und auf eine bessere Kooperation zwischen Stadt und Land zu setzen. Für eine optimale Kulturförderung bedürfe es zudem Ansprechpartner in Politik und Wirtschaft, ergänzte Berg.

Jörg Gade, Intendant des Theaters für Niedersachsen, beschäftigte eine Sorge, die der Leitung des Celler Schlosstheaters bekannt vorkommen dürfte: Geldnot. Er bemängelte, dass in den Zuwendungen der Landesregierung für die nächsten fünf Jahre der Anstieg der Personalkosten nicht berechnet sei. Seine Forderung: eine Anpassung der finanziellen Unterstützung an die Tarifentwicklung.

Auch einen direkten Seitenhieb musste Schröder einstecken, von Michael Becker, 13 Jahre Intendant der Niedersächsischen Musiktage und seit September Intendant der Düsseldorfer Symphoniker und der Düsseldorfer Tonhalle. Seine Forderung: Präsenz der Politiker bei Kulturveranstaltungen. Im Vergleich zum niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff, der bei der Eröffnung der Musiktage mit Anwesenheit geglänzt habe, zog der Altbundeskanzler, der dort noch nie gesichtet worden sei, den Kürzeren. „Der Schröder gehe lieber zum Krökeln mit den Scorpions", so seine provokante Formulierung.

Jüttners recht oberflächliches Fazit überraschte in Anbetracht der Kürze des Abends nicht: Ja Planungssicherheit sei wichtig. Ja, dafür sei Projektfinanzierung nicht der richtige Weg. Und nochmals: Ja, die Politik müsse Rahmenbedingungen schaffen, in denen sich Kultur entwickeln kann.

Einen netten Rahmen bot im Anschluss Robert Simon. Er lud die Runde zu Sekt, Häppchen und Führungen durchs Haus ins Kunstmuseum ein. Diskussion in Celle Künstler Timm Ulrichs, Robert Simon vom Kunstmuseum Celle und Altbundeskanzler Gerhard Schröder im Gespräch: Der Austausch mit den Kulturmachern fand einen entspannten Ausklang.