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Kunstmuseum Celle zeigt Arbeiten des Berliner Objektkünstlers Peter Basseler

von Rolf-Dieter Diehl - Cellesche Zeitung, 19.05.2015

Rund dreißig Mini-Dioramen, „kleine Welten in Kisten und Kästen“, sind bis zum 20. September im Kunstmuseum Celle mit Sammlung Robert Simon zu sehen.

Kunstmuseum Celle zeigt Arbeiten des Berliner Objektkünstlers Peter Basseler

CELLE. Die Sonderausstellung „Welt im Kasten“ anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Kunstmuseums Celle hat deren künstlerischer Leiter Robert Simon dem Mann gewidmet, dessen Werk einen bedeutenden Teil seiner in den Museumsbestand eingebrachten Sammlung ausmacht: Peter Basseler. Zum Auftakt von Simons Museumstätigkeit waren Werke von Basseler hier erstmals zu sehen.

Der 1947 in Hannover geborene und in Berlin lebende Objektkünstler baut „kleine Welten in Kisten und Kästen“, wie Kuratorin Julia Otto ausführt. „Bühnenartige Gebilde“, deren Kulissen unter anderem „schummrige Keller, vergilbte Kneipen und schmuddelige Straßenecken“ sind, werden „von irgendwie liebenswerten Gestalten bevölkert“, die „mit rätselhaften Aktivitäten und Nicht-Aktivitäten beschäftigt“ seien. Das „in zeitaufwändiger, geradezu zärtlicher Feinarbeit konstruierte düstere Innenleben“ seiner Schaukästen sei „vom Staubflockenteppich bis zur schmierigen Brillantine-Frisur mit höchster Präzision handgefertigt“.

Schlitternde Immobilienmakler, ein unter der Decke hängendes zappelndes Krokodil, ein im Sprung gefrierender Schäferhund – Basselers Metier sind „hinterhältige Denk-Falltüren, doppelbödige Bedeutungskonstruktionen und schonungslose Enthüllungen, alles hübsch verkleidet als Modellbau-Idylle oder Puppenhaus-Architektur und garniert mit einer großen Portion Mutterwitz, vom Künstler zusätzlich kommentiert mit nur vordergründig absurden Miniaturgeschichten“, führt Julia Otto weiter aus. Wenn er die Kästen baut, sagt Basseler, schrumpfe er zur Größe der Insassen und arbeite in ihrem Umfeld als Maurer, Schneider, plastischer Chirurg, Architekt, Anstreicher und Friseur.

Zur Feier des Tages hat Basseler auch sein neuestes Werk mitgebracht: Seinen „Zukunftskasten“, wie er das mit „Von oben herab“ betitelte Objekt auch nennt. Darin zeigt er sich einmal mehr als scharfzüngiger Kritiker, der seit mittlerweile über 40 Jahren zeitgeschichtliche Beobachtungen in Miniatur-Dioramen zur Aufführung bringt. „Von oben herab“ schauen die Regierenden im Erziehungsministerium für Toleranz (die inzwischen gesetzliche Pflicht geworden sei) auf die reale Welt dort unten herab, die inzwischen schon sehr weit entfernt sei, erläutert Basseler seine Arbeit. Ein „altes Denkmal der berühmten drei Affen, die ‚nichts hören, nichts sehen, nichts sagen‘ mögen“, schmückt die Fassade. Denn sie passen ja ganz gut zur Toleranz, fügt Basseler sarkastisch hinzu.

Die Ausstellung ist bis zum 20. September dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen. Sonntags finden dazu um 11.30 Uhr Führungen statt.