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Wenn die Kunst ihr Fett wegbekommt

Hannoversche Allgemeine Zeitung, 23.01.2016 - von Daniel A. Schacht

Wenn die Kunst ihr Fett wegbekommt

Filz, Metall, Holz: Postkarten von Joseph Beuys

Er war ein Eat-Art-Pionier, der fünf Kilo Butter in eine Ecke der Düsseldorfer Kunstakademie setzte. Ein Oberförster, der der Documenta-Stadt Kassel 7000 Eichen bescherte. Ein Schöpfer jener Fotosiebdrucke, die ihn mit der Aufschrift „Demokratie ist lustig“ im Polizeispalier zeigen – bei seiner Entlassung aus dem Kunstakademie, welche ein gewisser Johannes Rau veranlasst hatte.

Das war im Januar 1972. 14 Jahre später, am 23. Januar 1986, ist Joseph Beuys, mit 65 gerade erst im Rentenalter, gestorben, nicht ohne der Nachwelt manchen Kunstmythos zu hinterlassen. Um den Umstand, dass er immer wieder Fett und Filz und Quark für seine Kunstwerke verwendet hat – zu besichtigen derzeit anhand seiner „Filzpostkarte“ im Kunstmuseum Celle – ranken sich Gerüchte, die auch von ihm selbst genährt wurden. War der Weltkriegspilot nicht 1944 abgestürzt und von Tataren in Filzzelten gepflegt worden, und zwar „mit Fett und Milch und Quark“, die, wie er behauptete, „praktisch so in mich eingegangen sind“?

Nun, Legendenbildung gehört zu einem Aktions- und Lebenskünstler, von dem als sorgsamem Selbstinszenierer am Ende vor allem die Erinnerung an ihn selbst als ebenso gigantisches wie bizarres Gesamtkunstwerk bleibt. Dabei war er alles andere als versponnen. Davon zeugt die Richtigstellung zu seinem oft zitierten und meist falsch verstandenen Satz „Jeder ist ein Künstler“: Gemeint habe er doch nur, stellte Beuys ein Jahr vor seinem Tod klar, „die Fähigkeit einer Krankenschwester, die Fähigkeit eines Landwirtes als gestalterische Potenz und zugehörig zu einer künstlerischen Aufgabenstellung zu erkennen“.

Bleibt noch zu klären, wie es ums Künstlertum jenes Hausmeisters in der Düsseldorfer Akademie bestellt ist. Durch den hat schließlich sogar Beuys sein Fett wegbekommen.
Er war ein Eat-Art-Pionier, der fünf Kilo Butter in eine Ecke der Düsseldorfer Kunstakademie setzte. Ein Oberförster, der der Documenta-Stadt Kassel 7000 Eichen bescherte. Ein Schöpfer jener Fotosiebdrucke, die ihn mit der Aufschrift „Demokratie ist lustig“ im Polizeispalier zeigen – bei seiner Entlassung aus dem Kunstakademie, welche ein gewisser Johannes Rau veranlasst hatte.

Das war im Januar 1972. 14 Jahre später, am 23. Januar 1986, ist Joseph Beuys, mit 65 gerade erst im Rentenalter, gestorben, nicht ohne der Nachwelt manchen Kunstmythos zu hinterlassen. Um den Umstand, dass er immer wieder Fett und Filz und Quark für seine Kunstwerke verwendet hat – zu besichtigen derzeit anhand seiner „Filzpostkarte“ im Kunstmuseum Celle – ranken sich Gerüchte, die auch von ihm selbst genährt wurden. War der Weltkriegspilot nicht 1944 abgestürzt und von Tataren in Filzzelten gepflegt worden, und zwar „mit Fett und Milch und Quark“, die, wie er behauptete, „praktisch so in mich eingegangen sind“?

Nun, Legendenbildung gehört zu einem Aktions- und Lebenskünstler, von dem als sorgsamem Selbstinszenierer am Ende vor allem die Erinnerung an ihn selbst als ebenso gigantisches wie bizarres Gesamtkunstwerk bleibt. Dabei war er alles andere als versponnen. Davon zeugt die Richtigstellung zu seinem oft zitierten und meist falsch verstandenen Satz „Jeder ist ein Künstler“: Gemeint habe er doch nur, stellte Beuys ein Jahr vor seinem Tod klar, „die Fähigkeit einer Krankenschwester, die Fähigkeit eines Landwirtes als gestalterische Potenz und zugehörig zu einer künstlerischen Aufgabenstellung zu erkennen“.

Bleibt noch zu klären, wie es ums Künstlertum jenes Hausmeisters in der Düsseldorfer Akademie bestellt ist. Durch den hat schließlich sogar Beuys sein Fett wegbekommen.