Timm Ulrichs. Die Krönung - 80 Jahre Totalkunst
The End (Augenlidtätowierung) 1970, 16.05.1981
C-Print
„A (ungleich) a (Widerlegung des Identitäts-Prinzips)“, 1970/75.
Schwarze Tafelwaage (System Béranger), 17 x 44 x 18 cm, mit 2 („auf die Goldwaage gelegten“) vergoldeten Holz-Buchstaben, 15,2 x 14,2 x 1,6 cm bzw. 11,5 x 10,5 x 1,6 cm, auf weißer, kunststoffbeschichteter Spanplatte, unter gravierter Acrylglashaube, 30 x 60 x 35 cm.
Exemplar: 9/10.
„Betreten der Ausstellung verboten!“, 1968/2007
Gelb-schwarzes Verbotsschild aus geprägtem Aluminium, 25 x 40 cm. Artikel Editionen, Berlin.
Exemplar: 151/250.
„Geflügelte Worte“ (nach Georg Büchmann), 1977/84/85.
Das Buch „Geflügelte Worte. Der Zitatenschatz des deutschen Volkes“ von Georg Büchmann (Erstausgabe 1864), 34. Auflage, Verlag Ullstein Gmbh, Frankfurt/ Main – Berlin – Wien 1981, in Vogel-Form gestanzt
und in blaues Leinen-Mattgewebe mit weißer Titel-Prägung gebunden, 21 x 14,4 x 4,5 cm, in grauer Papp-Kassette, mit vernickeltem Notenständer.
Exemplar: 26/50.
„Homage to Gertrude Stein“ („A rose is a rose is a rose is a rose“ – in zunehmendem Abstraktionsgrad), 1972/77.
Weiß lackierter Holzkasten, 40 x 70 x 7,5 cm, mit echter, natürlicher Rose (in Reagenzglas), Kunststoff-Rose, zwischen Acrylglasscheiben verschraubter Schwarzweiß-Fotografie einer Rose, 24 x 9 cm, und dem Wort „Rose“ sowie Betitelung mit schwarzen, selbst-klebenden Kunststoff-Buchstaben. Exemplar: 12/15.
22|03 - 06|09|2020
Acht Jahrzehnte hat es hinter sich: Das Totalkunstwerk Timm Ulrichs. Wir feiern den Künstler, der sich selbst signierte, ausstellte und nach wie vor stets dafür sorgt, dass wir ihn nie vergessen, mit einer großen Einzelschau mit Werken aus der Sammlung Robert Simon.
Vom mathematisch korrekt vervollständigten Zuckerwürfel bis zum Kopfsteinpflaster aus Beton-Abgüssen des eigenen Schädels: Ulrichs Spezialität ist das gnadenlose Wörtlichnehmen. Formulierungen, Sinnbilder und Metaphern, aber auch symbolhafte Praktiken aus Kunstwelt und Alltagsleben klopft er ab auf ihren wirklichen Gehalt. Er verdreht sie zurück zu ihrer buchstäblichen Bedeutung und – mit genussvoll boshafter Akribie – meist noch eine Windung weiter ins Absurde.
Obwohl Ulrichs sich selbst mit Haut und Haaren, Körper und Geist zu Kunst verarbeitet, ist sein Ziel nicht die narzisstische Inszenierung, sondern immer wieder der entlarvende, aufklärende, humorvolle Blick hinter die Kulissen kultureller Praktiken und Rituale. Die eigene Abschaffung hat er darum bereits seit längerem vorbereitet. Bevor es soweit ist, beweist er in Celle mit gewohnt frischem Witz, dass 80 Jahre für ein Kunstwerk wirklich noch kein Alter ist.