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Von Seeigel bis Morgenstern / Pienes neue Stahlskulpturen

Der 78-jährige, international bekannte Künstler Otto Piene hat vor dem Celler Kunstmuseum seinen Traum vom Dauernden verwirklicht: Zwei 8,5 Meter hohe Stahlskulpturen.

Von Seeigel bis Morgenstern / Pienes neue Stahlskulpturen

CELLE. Alles ist erlaubt. Palmen, Seeigel, Morgensterne. Dem Gedankenspiel beim Anblick der zwei neuen Lichtskulpturen von Otto Piene sind keine Grenzen gesetzt. Seit gestern steht das „Gefrorene Feuerwerk“, zwei 8,5 Meter hohe Stahlskulpturen, hinter dem Celler Kunstmuseum mit Sammlung Robert Simon. Tagsüber zieht es in „Kadmiumrot hell“ die Blicke auf sich. „In den nächsten zwei, drei Wochen kommt die Beleuchtung hinzu und es wird nachts erstrahlen“, kündigt Robert Simon an. Geplant ist außerdem, in naher Zukunft bei Dunkelheit einen Lichtstrahl vertikal in den Himmel zu senden und somit kilometerweit Aufmerksamkeit zu erregen. Für den künstlerischen Leiter des Hauses bildet das Kunstwerk den krönenden Abschluss der architektonischen Umgestaltung des Museums.

Als „Weltstar“ kündigt er den 78-jährigen Macher der Doppelskulptur an – und nimmt dabei den Mund nicht zu voll. Piene, Mitbegründer der Künstlergruppe ZERO, hat sich mit spektakulären Sky-Art-Aktionen international einen Namen erarbeitet. Vor drei Jahren wurde der in Brewster (USA) und Düsseldorf lebende Künstler für sein Gesamtwerk mit dem Weltkunstpreis ausgezeichnet. Dreimal war er bereits auf der Documenta vertreten.

In Celle ist er durch seinen Lichtraum im Kunstmuseum bekannt. Außerdem dürfte die Kunstaktion im Jahr 2001 mit seinen heliumgefüllten Polyäthylenschläuchen, die den Luftraum eroberten, in Erinnerung geblieben sein.

Piene deklariert sich als „Erfinder der Sky-Art“. Den Anfang machte Anfang der 70er-Jahre eine erste Gruppe schwebender Plastiken, die er auf der Biennale in Pittsburgh präsentierte. „Mit dem gefrorenen Feuerwerk in Celle habe ich erstmals einen Traum vom Dauernden entwickelt“, schwärmt der Künstler und spielt damit auf den wetterfesten Stahl der Plastik an. „Die sind innen verzinkt, die kann kein Sturm umhauen“, versichert Simon. Drei Jahre arbeitete Piene Entwürfe aus, bis die heutige Fassung entstand. Wie sie zu deuten sind, lässt Piene offen. Alles ist erlaubt.

Silja Weißer

Cellesche Zeitung, 03.11.2006