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Tatort: Kunstmuseum / Vandalen im Rahmen auf der Spur

Fünf Museen und vier Galerien wollten am Sonnabend von 18 bis 24 Uhr die Nacht zum Tag machen. Die Besucherbilanz: mäßig. Eine Ausnahme bildete die „Crime Time”, unterhaltsame Ermittlungen im Kunstmuseum.

CELLE. Versicherungsbetrug? Kunstraub? Schmuggel? Ein dreister Diebstahl lässt das Ermittlungsteam stutzen. Kommissarin Roth (Julia Otto) und Assistentin Kerstin Kunze (Lê Duong-Thanh) tappen im Dunkeln – und das im 24-Stunden-Kunstmuseum mit Schwerpunkt Lichtkunst. Der Vorfall: Die Privaträume von Professor Willikens sind vollkommen leergeräumt. Die Haushälterin ist aufgelöst: „Selbst das Gemälde von Pacisso oder so ist weg”, jammert sie vor einem der Werke des Künstlers Ben Willikens, einer präzise konstruierten Perspektivdarstellung eines leeren Raumes.

Klarer Fall für das Kommissariat am Schlossplatz. Klarer Fall für Julia Otto, Lê Duongh-Thanh, Juliane Baumann, Wolfgang Behnel, Rosemarie Götze, Monika Helmer, Heinrich Kersting, Marlies Schröder und die Nachwuchsmafiosi Leonard Malitz und Gregor Alrutz.

Mit kriminalistischem Spürsinn gehen die wissenschaftlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter am Samstagabend, in der „Langen Nacht der Celler Museen und Galerien”, gleich vier mysteriösen Fällen auf den Grund. Ob Säureangriff der Capri-Connection, Mafia-mord im Dunkeln oder Vandalen im Rahmen – am Ende lassen sich zwar nicht die Täter, dafür das Publikum fesseln, bei so viel Improvisationstalent und Witz. Besonders die Praktikantin des Hauses Lê Duongh-Thanh, neben Otto federführend bei der Ausarbeitung der „Crime Time”, bewies überzeugende Schauspielerqualitäten. Kein Wunder also, dass die Tatortbesichtigungen mit bis zu 70 Kunstkrimifans pro Führung gut besucht waren.

Ansonsten blieben die Häuser in der langen Nacht der Museen zwar nicht ganz so leer wie die Räume von Professor Willikens. Doch: Nur elf Besucher in den ersten beiden Stunden lautete etwa die enttäuschende Zwischenbilanz von Susanne und Wolfgang Jutz. Das Galeristen-Ehepaar der Kunsthalle Jutz in Westercelle klagte: „Der Busfahrer wollte schon nach einer Stunde seinen Shuttleservice einstellen, weil keiner mitfuhr.” Dabei hatten sie sich extra einen Klangperformer ins Haus geholt.

Auch im Bomann-Museum sei in der vergangenen „langen Nacht der Celler Museen” mehr losgewesen, sagte Direktor Jochen Meiners enttäuscht. Mit der Bilanz von rund 800 Besuchern (inklusive Kunstmuseum) zeigte sich Kathrin Panne vom Bomann-Museum am Ende jedoch „ganz zufrieden”.

Die verhaltene Resonanz führen Meiners und sie auf das miese Wetter zurück. Schwer zu sagen, ob der Dauerregen die „lange Nacht” im Ganzen eher mau werden ließ oder das durchschnittliche Programm. Haesler-Haus, Galerie Halbach und Garnison-Museum „lockten” die Gäste lediglich mit längeren Öffnungszeiten, das Stickmuster-Museum zudem mit einer textilen Sprechstunde.


Silja Weißer

Cellesche Zeitung, 18.05.2008