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Wandreliefs bieten abstrakte kinetische Lichtspiele

Cellesche Zeitung, 22.09.2008

Rund zwanzig großformatige Wandreliefs und Skulpturen des Düsseldorfer Künstlers Otto Piene zeigt das Kunstmuseum Celle mit Sammlung Robert Simon in seiner neuen Ausstellung.

CELLE. Der Künster Otto Piene provoziert in seinen Arbeiten, in denen künstlerisches Kalkül auf den Einfluss von Naturkräften und Zufall trifft - ein Zusammenspiel von Natur und Kunst mit überaus ästhetischen Konsequenzen. Die Kuratorin Julia Otto, die die Ausstellung konzipiert hat, bringt die Exponate durch eine optimierte Raumgestaltung adäquat zur Wirkung.

Der seit jeher in verschiedensten Materialien denkende und arbeitende Otto Piene hat sich auf ganz neue Weise mit dem scheinbar starren Werkstoff Keramik befasst. Entstanden sind keramische Umsetzungen seiner Sky-Art-Projekte sowie großformatige Wandplatten mit stark reliefierten Strukturen, die an seine frühen Rasterbilder erinnern. Im Gegensatz zu den Öl- und Aluminiumfarben hat er jedoch nunmehr durch ein höheres Reflexionspotenzial die Wirkung perfektioniert, indem er pastose Metallglasuren durch spezielle Gitter auf die Tonplatten und Skulpturen tropft. Dabei fallen die Punkte mal einzeln auf die Platte, mal verbinden sie sich zu amorphen Strukturen. Im Zusammenspiel mit diesen glasierten Überzügen aus Edelmetallen wie Gold oder Platin entstehen schließlich plastische Oberflächen, die sich im Wechsel des Lichts beleben und eine sich verselbständigende Dynamik verursachen. Mit den Lichteffekten dieser glänzenden Rasterpunkte, die immer wieder aufs Neue zu überirdisch anmutenden, gleißenden Lichtreflektoren mutieren, komponiert Piene faszinierende visuelle Symphonien, die der Zufall – Bewegung, Lichteinfall und Betrachtungsweise - in abstrakte kinetische Lichtspiele verwandelt.

„Verwandlung” heißt daher auch die Ausstellung, in der die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft fernab von Göttern und Gefühlsmächten früherer Welten nicht mit symbolischer Bedeutung aufgeladen werden, sondern, eingebunden in einen komplexen Transformationsprozess auf ganz direkte Weise, wenn auch in einer sinnlich materiellen Form, präsent sind.

Öffnungszeiten: Die Ausstellung ist bis zum 4. Januar 2009 zu sehen. Sie ist geöffnet dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr.

Von Rolf-Dieter Diehl