Lichtkreuz in Celler Stadtkirche sorgt für Diskussionen
Cellesche Zeitung, 09.07.2014 - von Gunther Meinrenken
Wer derzeit in die Celler Stadtkirche kommt, dem verschlägt es beim Anblick des 9 Meter hohen Lichtkreuzes, das vor dem Altarraum der Stadtkirche von der Deckel hängt, förmlich die Sprache. "Die meisten Leute sind ergriffen, viele schimpfen, doch nach etwa fünf Minuten wendet sich das Blatt. Die Menschen diskutieren und finden sich selbst in dem Kreuz wieder", berichtet Ralf Pfeiffer. Pfeiffer ist der Küster der Stadtkirche und bekommt die Reaktionen auf das Lichtkunstobjekt, das im Rahmen der Ausstellung "Scheinwerfer - Lichtkunst in Deutschland im 21. Jahrhundert" installiert wurde, jeden Tag hautnah mit.
CELLE. "Die Öffentlichkeit hat diesen Teil unserer Ausstellung noch gar nicht richtig wahrgenommen", sagt Robert Simon, Leiter des Celler Kunstmuseums. Er hat den zweiten Teil der Ausstellung "Scheinwerfer" initiiert und möchte, das noch viele Celler und Gäste der Stadt das Lichtkreuz sehen. Denn am 23. Juli wird es wieder abgehängt. "Die Gemeinde hat diesen Termin gesetzt, wir müssen auch Rücksicht auf andere Gemeindeglieder nehmen. Bis dahin gibt es keine Veranstaltungen wie Hochzeiten in der Stadtkirche", so Pfeiffer.
Bevor das Kreuz wieder verschwindet, werden Pastor Michael Stier und Julia Otto, stellvertretende Leiterin des Kunstmuseums, das Lichtkunstobjekt in den Mittelpunkt einer Andacht in der Stadtkirche am Dienstag, 22. Juli, 18 Uhr, stellen. Auch der Künstler Christoph Hildebrandt wird anwesend sein. "Das Kreuz ist biblisch gesehen ein Ärgernis, eine Provokation", sagt Stier. So verhalte es sich auch mit dem Lichtkreuz in der Stadtkirche alleine schon durch den Gegensatz, den das moderne Kunstwerk zu dem barocken Ambiente der Stadtkirche bildet.
"In seinen Piktogrammen spricht es vom modernen Leben, in dem der Mensch lebt und leidet", meint Stier. Viele der Symbole wie das Anti-Atom-Zeichen oder Chromosomen griffen aktuelle Diskussionen auf. Das hat auch Otto beobachtet: "Ich habe es noch nie erlebt, dass bei einer Ausstellung so kontrovers über ein Kunstobjekt geredet wurde."