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Second Sight (2008/9)

Rückblick

07.11.2008 – 04.01.2009
Second Sight
Anne Nissen
Videoinstallation

Dunkelheit im Lichtkunstmuseum: Normalerweise ist das Dachgeschoss im 24-Stunden-Kunstmuseum lichtdurchflutet. Jetzt hat die hannoversche Künstlerin Anne Nissen den Raum komplett verwandelt – in eine dunkle Höhle mit magischer Atmosphäre.

Für ihr Video-Environment „second sight“ (dt.: „das zweite Gesicht, Hellsehen“) nutzt sie die prägnanten Stahlstreben der Dachgeschossarchitektur und macht dem Raum zu einem multimedialen Gesamtkunstwerk. Über raffinierte Spiegelprojektoren werden 18 Projektionsflächen aus halbtransparenter Gaze mit einer Welle aus über 50 bewegten Bildern geflutet. Scheinbar schwebend verteilen sie sich auf unterschiedliche Raumtiefen. Die Videoprojektionen zeigen eine Montage assoziationsreicher Bilder: Vor einem rätselhaft blau schimmernden Grund zappelt eine Masse unbekannter Einzeller und zuckender Larven. Das Gewimmel wird überlagert von langsam sich ausbreitenden Wasserkreisen, in deren Zentren von Zeit zu Zeit schemenhafte Gesichter auftauchen und gleich wieder verschwinden.

Alle Elemente der Installation kreisen um schwer begreifbare Grenzen in Zeit und Raum: So etwas einfaches wie Wasser beispielsweise besitzt zugleich eine geschlossene Oberfläche. Für den Blick ist diese aber ein Spiegel, der eine seitenverkehrte Welt zeigt. Bei direkter Berührung mit dem Wasser löst sich das Bild auf und die Fläche wird zum Durchlass in ein anderes Medium. Wenn sich das Wasser wieder beruhigt hat, kann das Spiel von neuem einsetzen. Nach ähnlichem Muster kreist Anne Nissens Installation um die Frage nach der flüchtigen Schwelle zwischen dem Gestern, Heute und Morgen, zwischen Wirklichkeit, Vision, Traumbild und Erinnerung. Auf der Suche nach verschiedenen Ebenen der Wahrnehmung stellt die Künstlerin das Raum- und Zeit-Empfinden in Frage, lädt ein zum Hell-Sehen im wörtlichen und übertragenen Sinn.

Die Ausstelleung wurde gefördert vom Lüneburgischen Landschaftsverband